AUTO-Information: Wie lautet Ihre Bilanz nach den ersten 4 Monaten des Jahres?
Harald Hölzl: Die Neuzulassungen schauen nicht sehr gut aus, unser Marktanteil liegt bei 2,3 Prozent. Mit der neuen Produktstrategie sollten wir eigentlich ganz woanders sein. Mit einem Rückgang um 19,7 Prozent sind auch die Händler nicht zufrieden. Wir haben viel zu tun!
Was ist die Ursache für diese Rückgänge? Der Gesamtmarkt ist in Österreich heuer gestiegen und an den Produkten kann es – wie Sie bereits gesagt haben – nicht liegen …
Hölzl: Es liegt maßgeblich an der Strategieänderung: Seit Oktober 2024 haben wir uns von den massiven taktischen Zulassungen verabschiedet, und das Ergebnis sehen wir jetzt. Ein relativ großer Bestand aus dieser Vorgangsweise wurde bereits verkauft, aber es ist noch einiges zu verkaufen. Durch dieses „Tal der Tränen“ müssen wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern durchgehen.
Wo stehen diese Autos aus den Kurzzulassungen? Bei den Händlern oder beim Importeur?
Hölzl: Bei den Händlern. Da müssen wir jetzt durch, um in ein gesundes, nachhaltiges Fahrwasser zu kommen.
Die Neuzulassungen sind eine Sache, die Kaufverträge die andere: Wie sieht es hier aus?
Hölzl: Bei den Kaufverträgen liegen wir deutlich über dem Vorjahr: Das ist eine Indikation, dass es in die richtige Richtung geht. Den Marktanteil wollen wir in den nächsten Jahren wieder nach oben schrauben. Kia hat in Österreich im Jahr 2012 sogar 12.641 Neuzulassungen verzeichnet – bei einem Marktanteil von 3,8 Prozent. Wir haben den Anspruch, dass wir da wieder hinkommen.
Kia hat in den vergangenen Jahren seine Produktpalette ziemlich stark umgestellt: Wie kommen die Kunden – und die Händler – damit zurecht?
Hölzl: Bei der neuen batterieelektrischen Produktwelt sind wir „Near Premium“ beziehungsweise schon „Premium“. Man muss lernen, das zu verkaufen. Wir haben wertigere Produkte und unsere Händler finden die Kunden nicht in ihrer Datenbank, sondern müssen auf klassische Neuakquise gehen. Auch wir beim Importeur haben in den letzten Monaten ein neues Marketingteam aufgebaut und setzen auf neue Wege. Bei den Leads im 1. Quartal hat das Team eine Steigerung von 217 Prozent gegenüber 2024 erreicht – eine massive digital getriebene Steigerung! Wir müssen die Marke auch im Handel weiterentwickeln, und wir müssen es schnell machen, da gibt es einiges nach- und aufzuholen. Für viele Kunden im Near-Premium- oder Premiumsegment ist Kia bis dato nicht auf der Shopping-List. Das werden wir mit einer gezielten „Up-Branding Strategie“ ändern und das Volumen und die Deckungsbeiträge auch in diesen Segmenten steigern.
Was sagen die Händler dazu?
Hölzl: Wichtig ist, dass sich die aktuellen und zukünftigen Kunden am Point of Sale angesprochen fühlen und ordentlich betreut werden: Es gibt viele Händler, die einen Top-Job machen. Doch es liegt noch einiges an Arbeit vor uns, um den Point of Sale auf den richtigen Level zu bringen. Ich würde sagen, dass etwa ein Drittel der Händler einen sehr guten Job macht, ein weiteres Drittel der Elektromobilität neutral gegenübersteht und ein Drittel deutlich mehr machen könnte. Es gab in den vergangenen Wochen auch ein neues und sehr umfangreiches BEV-Händlertraining: Angesprochen haben wir Verkäufer, Serviceberater, Verkaufsleiter und Geschäftsführer – alle, die mit Kunden in Kontakt sind. Wie berät man den Kunden richtig? Wir haben auch versucht, viele Mythen rund um die Elektromobilität auszuräumen, Vorteile, Einwandbehandlung etc. Wir wollen BEV--Botschafter bei unseren Partnern sehen. Insgesamt waren bei mehreren Terminen einige 100 Leute dabei, und das Feedback der Teilnehmer war sensationell positiv.
Wie wird das Händlernetz von Kia in Österreich künftig aussehen?
Hölzl: Wir evaluieren das Netz ständig: Wir werden das Netz konsolidieren, das ist ein laufender Prozess.
Steht fest, wie viele Händler wegfallen werden?
Hölzl: Darüber gebe ich hier keine Auskunft, aber das Netz wird qualitativer und schlanker: Da wollen wir hin.
Kia wird – nach langen Jahren der Pause – bald wieder ins Geschäft mit den leichten Nutzfahrzeugen einsteigen: Steht schon fest, welche Händler diese Modelle, die elektrisch betrieben werden, verkaufen werden?
Hölzl: Da werden wir ein eigenes Netz implementieren: Es werden auch Händler dazukommen, die derzeit noch nicht an Bord sind. Heuer beginnen wir mit 10 Händlern, und das Netz wird teilweise überlappend mit dem bisherigen sein.
Welche Vorgaben gibt es für die Händler?
Hölzl: Es wird keine großen Investitionen geben, vorerst nur Außenkennzeichnung und Werkzeuge.
Österreich wird mit dem LCV-Netz komplett abgedeckt und die Namen unserer Nutzfahrzeug-Partner werden voraussichtlich noch vor dem Sommer bekanntgegeben. Der PV5 als Personentransporter wird von allen aktuellen Händlern angeboten werden.
Kia hat sein neues Logo schon vor längerer Zeit vorgestellt: Wie läuft die Umstellung der CI bei den Händlern in Österreich?
Hölzl: Alles läuft wie geplant: Die Firma Stahl in Wien 22 war der Pilotbetrieb. Wir haben derzeit 66 Verkaufsstandorte und 34 weitere im Service. Insgesamt 21 davon sind innen und außen schon umgestellt, 33 nur außen. Wir gehen davon aus, dass dieses Thema 2026 erledigt ist. Das Feedback ist gut, die Kunden freuen sich über die einladende Atmosphäre. Wir haben aber auch einige Händler, die abseits der CI viel machen müssen, um für die Kunden attraktiv zu werden beziehungsweise zu bleiben.
Auch abseits von Ihrer Position in der Geschäftsführung gab es beim Importeur in den vergangenen Jahren eine gewisse Fluktuation: Sind nun wieder alle Positionen besetzt?
Hölzl: Wir sind auf einem sehr guten Weg, wieder zu einer schlagkräftigen Truppe zu werden: Es gibt noch zwei Vakanzen im Sales, die voraussichtlich in den nächsten Wochen besetzt werden können. Dann sind wir wieder komplett. Wir werden vorerst auch die Nutzfahrzeuge mit dem bestehenden Team führen: Dann schauen wir, wie es sich entwickelt und werden sukzessive Personal aufstocken.
Das heißt: Kia ist für die kommenden Jahre gut aufgestellt?
Hölzl: Wir sind bei den Produkten top aufgestellt! Wie besprochen müssen wir an einigen Stellschrauben drehen und uns gemeinsam mit den Händlern weiterentwickeln.
Wir werden den Marktanteil wieder erhöhen, aber das wird Zeit brauchen.