Einen Überblick über Werkstattkonzepte in Österreich zu geben, ist nicht ganz leicht. Denn neben einer Reihe klassischer Vollkonzepte am Markt gehört es heute fast zum guten Ton in allen Bereichen von Aftermarket-Lieferantenbeziehungen, dass Zusatzdienstleistungen über das Kerngeschäft hinaus angeboten werden. Diese reichen von Arbeitskleidung bis hin zu Schulungsangeboten oder Marketing-Unterstützung – eigentlich klassische Konzept-Bestandteile.
Freie Werkstätten mit OEM-Anspruch
Platzhirsch in Österreich ist nach wie vor Bosch Car Service, das mit 126 Partnerbetrieben nach Eigenauskunft „größte markenunabhängige Werkstattnetz im Premiumsegment“. Wie Björn Jantzen, Leiter Werkstattkonzepte Bosch für den D-A-CH-Raum sagt, verfolgt man eine standortoptimierte Expansion mit Fokus auf qualitativen Ausbau. „Wir richten uns an freie Werkstätten, die ihr Geschäft strategisch professionalisieren und langfristig stabilisieren und auf OEM-Niveau agieren wollen“, so Jantzen. Auch als Service-Partner für neue Marken, welche kein eigenes Servicenetz betreiben wollen, ist Bosch Car Service nach wie vor im Gespräch – etwa beim türkischen Fahrzeughersteller Togg, der heuer in Deutschland gestartet ist.
Teilegroßhändler und Werkstattausrüster be- und vertreiben zahlreiche Werkstattkonzepte. So finden sich bei WM Fahrzeugteile vier Konzepte, darunter Bosch Car Service, im Sortiment. Konzept-Betreuerin Julia Bereziuk hat die Konzepte autoPRO plus, 1a autoservice, Repmaster sowie ebenfalls Bosch Car Service im Talon. „Insgesamt betreuen wir derzeit rund 150 Konzeptpartner in Österreich“, sagt Bereziuk. Neben Support „in allen Bereichen des Werkstattalltags“ unterstreicht sie die starken Marken-Kooperationen etwa mit BMW, Strauss oder Mobilitäts-garantie-Anbietern. Auch bei Marketing, Social Media und Trainings werden die Konzeptpartner unterstützt. „Wir achten darauf, für unsere Partner Mehrwert zu schaffen, der sich direkt auf die tägliche Arbeit im Betrieb auswirkt.“ Das neue Konzept Repmaster wird in Österreich demnächst ausgerollt und soll die Konzeptpalette nach oben abrunden.
Geschäft im Auf und Ab
Birner setzt im Geschäft mit Werkstattkonzepten auf drei Eigenkonzepte: ad Autodienst verfügt über 114 Partnerbetriebe in Österreich, Auto Mobil Meisterwerkstatt über 71 und Autofit Kfz-Werkstatt über derzeit 70 Betriebe. Die Entwicklung sei seit 2 Jahren wieder im Steigen begriffen, dieses Jahr habe man rund 40 Neuabschlüsse verzeichnen können. Kerninhalte der Konzepte: Mobilitätsgarantie, Reparaturfinanzierung, technische Daten und Marketing-Support inklusive Social Media.
Keine aktuellen Zahlen kommuniziert Derendinger (SAG Austria), der in Österreich mehrere Konzepte wie Service Plus, Automeister und das Bosch Modulpartner Konzept vertreibt, seine Konzepte-Palette derzeit jedoch einem Relaunch unterzieht. „Wir werden nächstes Jahr das CarXpert Werkstattkonzept von unseren Schweizer Kollegen übernehmen“, berichtet Mst. Michael Pirovc. Ebenfalls in einer Neuorientierungsphase befindet sich das Konzept Automeister von point-S Deutschland, welches bei 5 Partnerbetrieben in Österreich hält und laut Konzeptverantwortlichem Jörg Dölicke nächstes Jahr mit eigener Niederlassung in Österreich durchstarten will. LKQ Stahlgruber vertreibt mit Meisterhaft ein Konzept mit 190 Partnern in Österreich, denen u.a. der Zugang zu einem DMS-System, Teilekatalog und vielfältigen Beratungsleistungen geboten werden. Man wende sich laut Ansprechpartner Jürgen Pichler insbesondere an Betriebe mit ehemaliger Markenbindung oder Reifendienste, welche ihr Portfolio ausbauen wollen.
Neben den „Vollkonzepten“ befinden sich am Markt einige kleinere oder Teilkonzepte, welche einen fokussierteren Einsatzbereich bieten. Dazu zu zählen sind etwa die ZF-Aftermarket-Konzepte ZF [pro]Tech Plus mit 101 Partnerbetrieben und der Basisvariante ZF [pro]Tech Start mit 570 Partnerbetrieben in Österreich. Der Fokus liegt auf technischem Support, Weiterbildung und digitalen Werkstatt-lösungen, wie Michael Holzer, Leiter Workshop und Network Management Austria bei ZF Aftermarket, mitteilt. „Wir merken wachsendes Interesse, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Komplexität und den Antriebswandel“, so Holzer. Für das Reparaturgeschäft mit E-Fahrzeugen gibt es für [pro]Tech Plus-Partner das Modul „e-Power-Expert“.
Ein spezialisiertes Teilkonzept bietet auch Aumovio Aftermarket (ehemals Continental) mit ATE Bremsencenter, das gegenüber dem Endkunden die Bremsenkompetenz des Betriebs in den Vordergrund rückt und neben technischem Support auch mit Trainings und Konzern-Know-how von Aumovio wirbt.
Wie eingangs erwähnt, haben viele Lieferanten quer durch die Aftermarket-Bereiche ihre Angebote um zusätzliche Leistungen erweitert. So vermarktet etwa Obereder in Österreich Castrol Service. Ansprechpartner für Castrol Service sind Key Account Manager Gerd Bernd Lang sowie die regionalen Gebietsleiter. Die unlängst vorgestellte KI-Lösung „LISA“ sei Kernbestandteil des Konzepts, wie es vonseiten Obereder heißt.
