An der Aufwärtsentwicklung, die bereits im Vorjahr eingesetzt hat, war die NADA wesentlich beteiligt. Ed Tonkin, Chef der Organisation im Vorjahr, unterstrich vor dem Plenum der Convention&Expo (mit insgesamt 14.000 Teilnehmern und Besuchern wurde die Vorjahresfrequenz verdoppelt), es sei dem NADA-Lobbying zu verdanken, dass der Autohandel nicht in die von der Regierung verordnete Beschränkung der Privatkredite einbezogen wurde. Nachdem in den USA Pkw-Verkäufe nahezu ausschließlich fremdfinanziert werden, war das ein entscheidender Erfolg. Ein ähnliches Kunststück gelang der NADA-Spitze, als sie General Motors und Chrysler daran hinderte, im Zuge ihrer Insolvenzverfahren hunderte Händlerverträge zu kündigen.

Österreich war in San Francisco vertreten durch Dr. Gustav Oberwallner, stellvertretender Bundesgremialobmann des Autohandels und Vorstandsmitglied der CECRA, der Interessenvertretung von Autohandel und Kfz-Gewerbe auf der europäischen Ebene. An seiner Seite agierten Dr. Christian Pesau vom Arbeitskreis der Automobilimporteure und Mag. Christoph Wychera von der Wirtschaftskammer Österreich.

Drei Stützen des Aufschwungs

Sie registrierten, dass Tonkin ebenso wie Stephen Wade, sein Nachfolger als NADA-Vorsitzender im heurigen Jahr, auf mehrere Faktoren setzen, die für das neuerliche Aufblühen des US-Autohandels verantwortlich sind: Neben der Erholung der Gesamtwirtschaft vertrauen sie erstens auf das angekündigte Modellfeuerwerk der Automobilindustrie, das alternative und treibstoffsparende Angebote einschließt, zweitens das auf 10 Jahre gestiegene Durchschnittsalter der US-Fahrzeuge und drittens die weitgehende Austrocknung des Gebrauchtwagenmarkts.

NADA-Chefökonom Paul Taylor rechnet aufgrund dieser Faktoren fürs heurige Jahre mit einer Steigerung der Neuwagenzulassungen gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent oder insgesamt 12,9 Millionen Einheiten. Aufgrund der Spontanität, die den Kfz-Markt kennzeichnet, würde es niemanden wundern, wenn diese Markeüberboten würde. Springender Punkt ist in den USA allerdings, wie Oberwallner im A&W-Gespräch unterstrich, die Entwicklung des Benzinpreises. Er liegt derzeit bei rund 3 Dollar für die Gallone (3,8 Liter). 2008 waren dafür 4 Dollar fällig.

Damals schoss das Interesse an -nicht lieferbaren -Kleinwagen in die Höhe. Als die Autohersteller lieferfähig waren, flaute die Nachfrage rasch ab, weil der Benzinpreis wieder sich wieder normalisiert hatte. - So volatil ist der Automarkt überall, weil er vor allem von den sprunghaften Kaufentscheidungen der Verbraucher abhängig ist. Allerdings sind die Konsumenten in den USA bei Fahrzeugen wie Treibstoff besonders preissensibel.

Preis als Entscheidungshilfe

Oberwallner unterstrich, dass man in den USA besonders gut die Funktion des Energiepreises bei der Durchsetzung alternativer Antriebe wie Hybrid, Elektro oder Diesel und verbrauchsarmer Kleinmotoren studieren könne. Nur wenn die ökonomische Relation zwischen Fahrzeugpreis und Treibstoffkosten passe, entscheide der Konsument sich für ökologisch sinnvolle Lösungen. In dem Rahmen bleibe die Faszination der Technik erhalten. Was die Branchenrelationen angeht, findet Oberwallner die US-Praxis sinnvoll, dass die Hersteller -anders als in Europa -im Handel nicht auf eigene Rechnung tätig werden dürfen.

Pesau und Wychera imponierte die tolle Aufbruchstimmung in San Francisco, die sich deutlich vom Katzenjammer der beiden Vorjahre unterschied. Den Geschäftsführer des heimischen Arbeitskreises der Automobilimporteure beeindruckte die Macht, die von der NADA mit einem Jahresbudget von 150 Millionen Dollar repräsentiert wird. Der Bundesgremialgeschäftsführer wiederum verwies auf den hohen, auf freiwilliger Basis beruhenden Organisationsgrad derUS-Markenhändler von deutlich über 90 Prozent. Allerdings ist der Konzentrations-und Zentralisationsprozess in den Vereinigten Staaten weiter als in Europa vorangeschritten. Das ging aus der Wortmeldung von Joop Timmer, Vorsitzender der ECD (European Car Dealers) als Unterorganisation der CECRA, hervor, wonach in Europa 70.000 Niederlassungen von Markenhändlern existieren.

Rasche Internationalisierung

Tonkin und Wadeäußerten gemeinsam die Überzeugung, dass die Automobilwelt rasch zusammenwachse. Ausdruck davon ist der seit einigen Jahren am NADA-Kongress veranstaltete "International Round Table". Heuer kamen Sprecher des Autohandels aus Argentinien, Brasilien, Europa und Indien zu Wort. Beeindruckend war dasSelbstbewusstsein des Sprechers aus dem indischen Subkontinent. Er berichtete von einer Wachstumsrate von 32 Prozent und einem rasanten Aufholprozess der indischen Autoindustrie, die sich auf eigene Kräfte und Auslandsinvestitionen stützt.

Apropos Investitionen: Oberwallner verwies auf dieüberproportionalen Kapazitätskürzungen der Autoindustrie in den USA. Nun gebe es einen Boom von neuen, unter anderem auch europäischen Betriebsansiedlungen, die von den Zulieferern nachvollzogen werden müssen, wenn sie im Geschäft bleiben wollen.