Bonifizierungssysteme setzen beim Teileeinkauf Markenwerkstätten
ebenso unter Druck wie auch Kunden, die auf eine möglichst günstige
Reparatur pochen. Gibt es für Werkstätten Alternativen, mit denen
alle leben können? Wir haben in Markenbetrieben nachgefragt.
Wir müssen Alternativen bieten
"Auch im Werkstattbereich wird enormer Druck erzeugt und man kann
nicht immer alles mit Originalteilen reparieren, speziell beiälteren
Fahrzeugen", ist Dietmar Hörburger, Geschäftsführer Autohaus
Hörburger/Wolfurt, überzeugt. "Wir sind gefordert, Alternativen
anzubieten, weil das Kunden so wünschen." Kritik übt Hörburger an
Bonifizierungssystemen: "Wenn Vorgaben fast unerreichbar sind, ist
mir eine gute Auslastungder Werkstatt wichtiger." Falls er sich
-etwa bei der Reparatur von Fremdmarken -entscheiden könne,
qualitativ hochwertige Teile am freien Markt einzukaufen, sei "der
Deckungsbeitrag wesentlich höher als beim Bezug von
Marken-Originalteilen, selbst wenn die Bonifizierungen mit
eingerechnet werden".
Bekommen Kundendruck zu spüren
"Wir verwenden bei der Reparatur unserer Fahrzeuge nur Originalteile,
weil die Kunden genau aus diesem Grund zu uns kommen", ist sich
Markus Höller, Auto Höller/Eugendorf und Salzburg, sicher. "Auf
Kundenwunsch bieten wir für Fahrzeuge, die älter als 6 Jahre sind,
Ident-bzw. Nachbauteile an." In diesem Fall werden die Kunden
informiert und dies wird auch auf der Rechnung vermerkt. Bei der
Reparatur von Fremdmarken tue man sich leichter: "Wobei wir die
Fahrzeugbesitzer fragen, ob Original-oder Zubehörteile bei Service
und Reparatur verwendet werden sollen." Höller ortet enormen Druck
seitens der Kunden "den wir zuerst beim Autokauf und jetzt auch im
Servicebereich zu spüren bekommen".
Nicht ganz uneigennützig
"Wir arbeiten in unserem Betrieb vorwiegend mit Originalteilen", sagt
Markus Meisinger, Geschäftsführer Autohaus Meisinger/Völs. "Auch
deshalb, weil wir uns im Rahmen der Vertragstreue dem Importeur
verpflichtet fühlen." Wobei das Unternehmen dabei auch nicht ganz
uneigennützig handle: "Im Gegenzug erwarten wir uns zugunsten unserer
Kunden auch kulante Entscheidungen, wenn es um ein technisches
Problem geht." Verhielten sich aber Kunden -insbesondere jene mit
älteren Fahrzeugen -besonders preissensibel, "versuchen wir zu
erklären, dass sie mit Originalteilen auf der sicheren Seite sind,
wenn Kunden auf billigere Reparaturen bestehen, sind wir bereit, auch
solche abzuwickeln". Dies werde auch in der Rechnung ausgewiesen.
Flottenservice ist ein Problem
"Jeder Markenhändler sollte aus meiner Sicht seine Werkstatt auch
zusätzlich mit Fremdmarken auslasten", meint Bernhard Plasounig,
Geschäftsführer Auto Plasounig/Villach. "Kunden mit Fremdmarken
bedienen wir selbstverständlich mit Ersatzteilen in
Erstausrüsterqualität aus dem freien Teilemarkt." Wobei Plasounig
darauf hinweist, dass es auf dem Markt auch viele Teile in mangelnder
Qualität gebe: "Kunden, die mit solchen Teilen kommen, warnen wir
eindringlich und führen mit solchen Teilen auch keine Reparaturen
durch." Ein größeres Problem stellten manche
Flotten-Management-Unternehmen dar, die mitvorgegebenen
Dumping-Preisen und von einem vorgegebenen Anbieter gelieferten
Reparaturpaketen, wo Teile manchmal nicht passten, Druck erzeugten.
Auslastung muss stimmen
"In unserem Betrieb beziehen wir hauptsächlich Originalteile,
fallweise aber auch Nachbauteile", so Andreas Parlic,
geschäftsführender Gesellschafter France Car/Linz. Kunden mit älteren
Fahrzeugen, die nach günstigeren Möglichkeiten suchten, werde bei
France Car mit der Linie "5+" ein besonderes Service geboten. "Diese
Kunden bekommen bessere Preise und bei Reparaturen nicht unbedingt
immer Originalteile, sondern auch Teile aus Zubehörhandel, wobei wir
uns das von Fall zu Fall genau ansehen." Dies sorge für eine gewisse
Flexibilität. Oberste Priorität habe jedenfalls die Auslastung der
Werkstatt und entsprechende Produktivität. "Dies ist auch der Grund
dafür, warum wir attraktive Pakete für die Reparatur älterer
Fahrzeuge geschnürt haben."
Alternative für preisbewusste Kunden
"Wir nutzen in unserer Werkstatt ausschließlich Originalteile,
Nachbauteile sind für uns keine Option", so Wilhelm Weintritt,
Geschäftsführer Autohaus Weintritt/Baden. Kunden mit älteren
Fahrzeugen der Marke Ford könne man mit dem System "Ford Motorcraft"
günstige Service-und Reparaturangebote machen, was von diesen auch
entsprechendin Anspruch genommen werde. "Darüber hinaus sind wir
selbst Teile-Großhändler, aber ausschließlich für Ford-Ersatzteile,
weshalb für uns andere Teilelieferanten kein Thema sind." Auch
Probleme mit Versicherungen gebe es nicht. "Es herrscht zwar
Preisdruck, aber es kommt darauf an, ob man sichdrücken lässt oder
eben auch nicht", so Weintritt.
Wir können uns helfen
"Im Großen und Ganzen nutzen wir bei der Durchführung von Reparaturen
Originalteile. Wir können uns bei Bedarf aber helfen", sagt Peter
Brandl, Leiter Kundencenter Megadenzel Wien für die Marken Fiat und
Alfa Romeo .Mit dem Programm "Care&Repair" biete Fiat auch
günstigere Teile für Fahrzeuge, die älter als 5 Jahre sind, an.
Natürlich sei es auch möglich, Teile im freien Handel zu beziehen.
"Nur wenn es ganz eng wird, tun wir das in Ausnahmefällen auch."
Bonifizierungssysteme seien für Denzel ein Thema. "Wir erhalten
Umsatzziele vorgeschrieben, die für uns -nicht zuletzt bedingt durch
die Größe unseres Unternehmens, Verhandlungsgeschick und den damit
getroffenen Vereinbarungen-machbar sind."
Auf der sicheren Seite
"Wir verwenden in unserem Betrieb hauptsächlich Originalteile, damit
unterscheiden wir uns ebenfalls von freien Werkstätten, denn auch
unsere Kunden erwarten, dass bei Reparaturen Originalteile verwendet
werden", erklärt Gerhard Skrbetz, Standortleiter Autohaus
Koinegg/Eisenstadt. Für preisbewusste Kunden mit älteren Fahrzeugen
gebees -etwa für die Marke Renault -eine Zweitteilschiene, die unter
den Namen "Motrio" vermarktet werde. "Bei Fremdmarkenreparaturen
beziehen wir die benötigten Teile von Händlerkollegen im Umfeld und
diese bei uns, falls sie Teile unserer Marken benötigen. Damit habe
man auch gewisse Sicherheiten:"Es gibt ein funktionierendes
Bestellungs-, Liefer-und Reklamationssystem, dies bringt
entscheidende Vorteile."
Preisvorteil hebt sich oft auf
"Wir sind sehr markenloyal, weshalb in unserer Werkstatt
hauptsächlich mit Originalteilen gearbeitet wird", versichert
Komm.-Rat Josef Harb, Geschäftsführer Autohaus Harb/Weiz. Wobei
Kunden, die günstigere Reparaturen wünschten, nicht abgewiesen
würden. "Wir klären sie auf und führen auch Reparaturen mit
günstigeren Teilen durch, wobei es gerade bei Verschleißteilen
zwischen Original und Nachbau oft nicht allzu große Preisunterschiede
gibt." Grundsätzlich ist Harb aber ein Verfechter von Originalteilen:
"Gerade bei Karosserieteilen sind Qualitätsunterschiede punkto
Qualität und Passgenauigkeit enorm. Niemand zahlt den Mehraufwand,
wenn es Probleme gibt, Nacharbeiten gehen ins Geld, damit hebt sich
der Preisvorteil oft auf."