Unter dem Titel „Das Erwachen der Macht“ gab Prof. Beatrix Keim, Direktorin des Center Automotive Research (CAR), einen tiefen Einblick in die chinesische Autoindustrie. „Das Wohl Chinas ist Staatsräson: China First“, erklärt Keim. Elektromobilität ist dort schon lange zur zentralen Zukunftstechnologie erklärt worden. „Und nichts, absolut nichts, geschieht in diesem Bereich ohne Wissen und Zutun der Regierung“, so Keim. Der Staat steuert dabei sämtliche Aktivitäten: Gesetze, Standards, Normen und Entwicklungsrichtungen. „Viele sagen: China spielt mit uns Poker – aber sie zeigen uns dabei die Karten. Alles steht im Plan“, so Keim.
Die Revolution frisst ihre Kinder
Der chinesische Markt ist geprägt von einer enormen Markenvielfalt – und gleichzeitig von starker Markendominanz, erzählt Keim. Insgesamt gibt es derzeit 89 OEM-Gruppen mit 176 Marken und 896 Modellen. Dabei würden etwa im NEV-Segment (BEVs und Plug-in-Hybride) über 80 Prozent des Markts auf nur 15 OEMs entfallen, so Keim. Im reinen BEV-Bereich dominieren drei Hersteller bereits 50 Prozent des Marktes. „Konzerne wie BYD, -Geely, SGM-Wuling, Changan und Xpeng führen das Feld an.“ Doch die Regierung sieht den Wildwuchs mittlerweile kritisch und ändert Regulierungen. „Ja, es kommt in Europa einiges aus China auf uns zu. Aber zuerst müssen die Marken in China das Blutbad überleben“, erklärt Keim.
Etablierung in Europa: China schneller als Japan
„Wir kennen die Entwicklung, mit Japan und mit Südkorea“, analysiert Keim den Markteintritt der chinesischen Hersteller in Europa. „Der Gebrauchtwagenstatus, die Markenbekanntheit und die Kundenakzeptanz in Europa stehen erst am Anfang.“ Image muss erst aufgebaut werden, das wird laut Keim aber deutlich schneller erfolgen als bei anderen asiatischen Newcomern. „In den 1970er-Jahren kamen die Japaner als Nischenanbieter – heute sind sie etablierte Qualitätshersteller. Bei China wird es schneller gehen. Auch durch Sie, die Händler“, spricht Keim die beim A&W-Tag anwesenden Auto-Händler an.“
