Das Schmierstoffgeschäft wird in der Werkstätte noch lange Zeit eine große Rolle spielen. Auf Seite 6 und 7 dieser Ausgabe analysieren wir den Fahrzeugbestand (und dessen Entwicklung) in Österreich. Ohne dem Inhalt des Artikels zu viel vorzugreifen: Der Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist hoch wie nie und erhält noch längere Zeit das Potenzial für Motoröl- und Getriebeölwechsel. Zudem ist in den vergangenen Jahren das Fahrzeugalter deutlich gestiegen. Das ist erfreulich für die Werkstätten, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Denn die Vielfalt und die Komplexität bei den Schmierstoffen nimmt deutlich zu.
Ein Universal-Öl zu kaufen und in den Motor zu leeren, funktioniert schon lange nicht mehr. Die exakte Zuordnung wird immer wichtiger und immer schwieriger. Denn während bei den neuen Motoren das Öl immer dünner, sorry, niedrigviskoser wird, bleiben die Lösungen für ältere Fahrzeug von damals gültig oder es werden neue Spezifikation vorgeschrieben. Dabei sind Schmierstoffe sind schon längere Zeit nicht mehr rückwärtskompatibel: Jede Fahrzeug- und Motorgeneration hat ihre eigenen Spezifikationen.
Das hat zwei wesentliche Gründe: zum einen die Motoren- und Getriebetechnik, die mittlerweile extrem hoch entwickelt ist und bei Fehlverwendung noch rascher als bisher zu Problemen und Schäden führt. Und mit diesen früher eintretenden Schäden, mit höherer Transparenz und mit der Frist-Verlängerung der Beweislast-Umkehr, wird falsche Ölverwendung verstärkt zum Thema.
Die hohe Entwicklung und vor allem der Trend zu niedrigviskosen Schmierstoffen hat nicht nur Leistungs-, sondern natürlich in hohem Maße Emissionsgründe. Und damit sind wir bei Grund 2: Denn die bei der Typisierung festgelegten Emissionswerte müssen auch nach dem Fahrzeugservice eingehalten werden. Mit schärfer werdender Tendenz. Denn mit Euro 7 müssen die Fahrzeuge die Grenzwerte 200.000 km oder 10 Jahre lang einhalten. Die richtigen Schmierstoffe zu verwenden, hat also nicht nur technische Gründe, sondern ist auch für Einhaltung der Emissionen essenziell.
Diese Entwicklung macht das Ölgeschäft komplexer, noch nie war die richtige Verwendung so wichtig wie heute. Gleichzeitig ist die Branche mit kritischen, kostenbewussten und mehr oder weniger gut informierten Konsumenten konfrontiert. Der Blick ins Internet gibt Auskunft über die Preise des vermeintlich richtigen Produkts. Die hohe Komplexität bleibt dabei aber unberücksichtigt.
Am Interesse des Kunden und seiner Recherche kann man nichts ändern. Der schlechten Nachrede oder dem drohenden Fernbleiben des Kunden kann man dabei nur mit aktiver Kommunikation entgegentreten. Und dafür braucht es Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Beratung. Denn wie immer bei solchen Entwicklungen hilft wachsende Komplexität den Profis. Nutzen Sie daher die Schulungen und Information Ihres Lieferanten.