HVO zählt zu den fortschrittlichen Biokraftstoffen und wird aus Hydrierung, also mit Wasserstoff, aus pflanzlichen Ölen oder tierischen Fetten aus Abfällen und Reststoffen hergestellt, z. B. aus Altspeiseöl. Als HVO 100 kann der Treibstoff in Reinform getankt werden.
„Wenn alle Voraussetzungen eingehalten werden und nötigen Zertifikate vorhanden sind, dann ist HVO eine hervorragende Lösung. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Diesel-Kraftstoff werden hier teilweise 80 bis 90 Prozent der Treibhausgase eingespart“, betont Matthias Grill von agroVet Certification, der für Auditierungen und Zertifizierungen in diesem Bereich zuständig ist.Dabei gibt es aktuelle Diskussionen um die Herkunft der Rohstoffe. „Für HVO wird manchmal billiges Pflanzenöl importiert, das als Altspeiseöl deklariert wird und als fortschrittlicher Biokraftstoff anerkannt wird. Das ist schwierig nachzuweisen“, erklärt Andrea Sonnleitner.
So ermittelt derzeit die europäische Staatsanwaltschaft EPPO hinsichtlich des verbotenen Einsatzes von Palmöl. Laut dem Vorwurf wird das Palmöl auf dem Weg nach Europa einfach als „POME“ umdeklariert. Palm Oil Mill Effluents (POME)) sind Reste aus der Palmöl-Gewinnung, welche für die Herstellung von HVO verwendet werden dürfen. Laut einem Bericht des ZDF hat Indonesien – der größte Hersteller von Palmöl – im Jahr 2024 „auf dem Papier“ aber etwa 10 Mal so viel POME exportiert, als bei der Palmölproduktion im Land überhaupt anfällt. „Das tut natürlich der ganzen Sache nichts Gutes, weil das gesamte System angezweifelt wird, obwohl es mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Anbieter mit weißer Weste gibt“, so Grill.
In Österreich sieht Insidern zufolge das Umweltbundesamt das Thema mittlerweile sehr kritisch, was sich auf die Anerkennung von HVO-Projekten – hinsichtlich der Klima-Wirksamkeit auswirken dürfte. „Wird das THG-Einsparungspotenzial nicht bestätigt, sind die Kraftstoffe nicht als nachhaltig zu verwenden“, so Grill. Das mag für den privaten Autofahrer keine große Rolle spielen, für Fuhrparks, Transportunternehmer und Logistiker, die klimaneutrale Kraftstoffe für ihre Nachhaltigkeitsbilanz benötigen, ist die zertifizierte CO2-Einsparung freilich entscheidend.
Grenzen der Verwendbarkeit
Unabhängig von Diskussionen über die nachhaltige Herstellung und die ausreichende Verfügbarkeit gibt es Grenzen in der Verwendbarkeit. Je nach deren Einstufung ob es sich bei den verwendeten Rohstoffen um Anbaubiomasse, um fortschrittliche Materialien oder um Altspeisefette respektive Tierische Fette handelt, sieht die erneuerbaren Richtline RED unterschiedliche prozentuelle Grenzen für deren Verwendung sowie auch unterschiedliche Gewichtungsfaktoren für diese vor.