Das Stuttgarter Marktforschungsunternehmen UScale veröffentlicht regelmäßig Studien zu E-Mobilität, unter anderem auch zu Kundenerwartungen. Gründer und Geschäftsführer Dr. Axel Sprenger sieht etwa deutliche Unterschiede in den Erwartungen von sogenannten Pionieren, Early Adopters und Early Majority – also jener Kundenzielgruppe, die sich in den nächsten Monaten und Jahren für ein E-Auto entscheiden soll. „Als Pioniere stufen wir jene ein, die mit hohem persönlichem Interesse zur E-Mobilität kamen bzw. kommen. Sie weisen zwar eine hohe Toleranz gegenüber den Kinderkrankheiten der Technik auf, ärgern sich aber über abfallende Ladekurven. Die Early Majority, also die Kundengruppe, die jetzt in den Markt einsteigt, hat mehr Sorge bezüglich der Reichweite – obwohl die Fahrzeuge deutlich besser geworden sind – und schaut stärker auf den Preis.“ 

Im Laufe der letzten Jahre sei die Mindesterwartung in puncto Reichweite gestiegen. Laut jüngster EV-Satisfaction-Studie bewerten nur noch 18 Prozent der Befragten eine realistische Sommerreichweite von 400 Kilometern als „sehr gut“. Im Jahr 2023 waren es noch 31 Prozent. Ähnliches lasse sich über die Ladeleistung sagen: Mit 150 Kilowatt Maximum zeigten sich 2023 noch 80 Prozent der E-Fahrer sehr zufrieden, heute sehen das nur noch 65 Prozent so.

Nicht am Status quo festhalten

„Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass die Industrie vorsichtig sein muss: Was für aktuelle Kunden akzeptabel ist, muss noch lange nicht gut genug sein für den weiteren Roll-out der E-Mobilität“, so Sprenger, um auch eine Warnung auszusprechen, was mangelnde Transparenz bei Ladepreisen betrifft. „Für diejenigen, die jetzt vor dem Wechsel stehen, sind fehlende Transparenz und hohe Preise ein echter Hemmschuh für den Umstieg.“

Auch Probleme bei Software und Apps wiegen bei E-Fahrern schwer. „E-Autofahrer sehen Funktionen wie Fern-Überwachung des Ladevorgangs oder Vorklimatisierung via App als wichtigen Bestandteil des Fahrzeugs an. Das verstärkt den Ärger, wenn’s nicht funktioniert“, so Sprenger. 

Was kommt auf Händler zu? „Dass die Pioniere teils besser informiert waren als die Händler, führte zu Frust auf beiden Seiten. Heute hat sich das eingespielt: Die Händler sind kompetenter und die Early Adopter nicht ganz so tief im Thema drin wie die Pioniere.“ Der Handel müsse sich daran anpassen, dass zum Beispiel die Fahrzeugübergabe länger dauere – nicht zuletzt wegen Dingen wie dem Einrichten der App und dem Erklären der digitalen Funktionen. „Auch nach dem Kauf kommen mehr Anrufe, etwa wenn das Laden nicht klappt.“