AUTO-Information: Der Marktanteil von Škoda steigt fast jedes Jahr: In den ersten 8 Monaten 2022 waren es 8,8 Prozent, 2023 dann 9,9 und im Vorjahr 9,5 Prozent. Heuer sind es nach 10 Monaten schon 10,8 Prozent. Was sind die Gründe dafür?
Markus Stifter: Unsere Kunden schätzen es zunehmend, dass wir eine kerneuropäische Marke sind, und das schon seit 130 Jahren. Daher betonen wir das gerade in unserem Jubiläumsjahr. Von der Gründung bis zur Produktion ist Škoda tief in Europa verwurzelt: Alle unsere Autos werden in Tschechien produziert, und der Superb kommt aus Bratislava. Solche Fakten sind angesichts der aktuellen Weltlage für unsere Kunden mittlerweile relevant. Dazu kommt die historisch gewachsene Händlerorganisation in Österreich.
In den ersten 8 Monaten hat Škoda bereits 20.454 Autos neu zugelassen. Das ist erstaunlich im Vergleich mit 16.274 Stück vom Vorjahreszeitraum …
Stifter: Aktuell liegt der Gesamtmarkt um 10,7 Prozent über dem Vorjahr, das sind mehr als 18.000 zusätzliche Autos. Damit haben wir zu Jahresbeginn nicht gerechnet. Škoda ist der Nummer-1-Treiber, denn von diesen 18.000 zusätzlichen Autos stammen fast 4.200 von -unserer Marke. Das heißt: 23 Prozent des Marktwachstums kommen von Škoda.
Was macht Škoda anders als die Marktteilnehmer?
Stifter: Einer der Gründe ist – neben der aktuellen Modellpalette – sicher auch die Privatkunden-Initiative, die wir vor rund einem Jahr gestartet haben. Im Wesentlichen ist das ein sehr attraktives Finanzierungsangebot für unsere gesamte, sehr junge Modellpalette. Ebenso hat die Marke ein klares Profil. Das schätzen die Kunden – bis hin zu Details wie den Simply-Clever-Features wie Regenschirm, Tickethalter oder Eiskratzer.
Ein Vorteil ist auch, dass heuer die Verfügbarkeit offenbar besser ist als in anderen Jahren …
Stifter: Wir sind seit Beginn des Jahres voll verfügbar. Und wir sehen, dass die Elektromobilität im Monatsrhythmus stärker wird. Im Schnitt ist der Markt schon 21 Prozent elektrisch, und bei uns sind es sogar 30 Prozent, seit wir im Februar mit dem Elroq gestartet sind.
Wie wirkt sich der Elroq auf die Verkaufszahlen beim Enyaq aus?
Stifter: Das ist die wirkliche Überraschung: Wir verkaufen keinen einzigen Enyaq weniger. Die Elroq-Verkäufe sind on top gekommen. Seit 1. September, wo es den Elroq auch als Allradler gibt, gibt es zusätzliche Verkäufe.
Der Enyaq ist weiterhin für Firmenkunden, der Elroq erreicht mehr Privatkunden, oder?
Stifter: Ja. Beim Enyaq liegt der Anteil der Firmenkunden bei etwa 70 Prozent. Wobei aktuell, wo wir das Coupé preisgleich anbieten, einige Privatkunden dazugekommen sind. Den Elroq kaufen hingegen 60 Prozent Privatkunden, und der Elroq war bis Ende August mit 2.070 Neuzulassungen sogar stärker als der Enyaq mit 1.840 Einheiten. Damit liegen die beiden Modelle in Österreich bei den Elektroautos unter den Top 5.
Viele in der Branche erinnern sich an die immens langen Lieferzeiten beim Enyaq, 22 Monate waren der Rekord. Das ist beim Elroq nicht mehr so.
Stifter: Der Elroq wird im Werk Kvasiny gebaut und liegt bei den Lieferzeiten etwa im gleichen Bereich wie unsere anderen Modelle, also bei 3 bis 4 Monaten. Das ist absolut im Normalbereich. Da die Lieferzeiten auch beim Enyaq ähnlich sind, haben wir auch keine riesigen Auftragsbestände mehr.
Bei anderen Marken würde sich der Boom an Elektroautos möglicherweise auf die Verkaufszahlen bei den Verbrennern auswirken. Das scheint bei Škoda nicht der Fall zu sein.
Stifter: Es ist erfreulich, dass die absolute Stückzahl bei den Verbrennern gleich geblieben ist. Durch unsere Aktionen legt der Octavia noch immer zu: Mit einem Anteil von 25 Prozent sind die Privatkunden nun doppelt so stark wie vor unseren Maßnahmen. Das zeigt: Wenn das Angebot und die Finanzierung passen, dann kauft der Kunde das Auto – und dann steigt auch der Markt.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich beim Händlernetz seit dem letzten großen Interview vor gut einem Jahr nicht allzu viel verändert hat?
Stifter: Ja, wir haben ein sehr stabiles Händlernetz, das extrem motiviert ist. Die Frequenz in den Schauräumen ist hoch, und der Beruf des Autoverkäufers macht bei unseren Händlern Spaß. Es gibt bei uns immer Arbeit: beraten, verkaufen, dann ausliefern …
Viele sind auch schon von Anbeginn dabei
Stifter: Bis auf vereinzelte Besitzerwechsel, Erweiterungen und Ausbauten hat es in den vergangenen Jahren keine Änderungen gegeben. Wir erleben schöne Generationenwechsel, da haben wir wirklich Glück. 9 von unseren Händlern feiern heuer 30 Jahre Škoda, sie sind alle mit der Marke gewachsen. Viele waren -ursprünglich freie Werkstätten. Es gibt immer wieder Neu- und Umbauten, auch bei privaten Händlern, nicht nur bei den Betrieben der PIA (Porsche Inter Auto GmbH & Co KG, Anm.). Das ist ein gutes Signal, auch von den „Junioren“, die den Betrieb gerade erst übernommen haben. Da geht es um Investitionen für die nächsten 15 bis 20 Jahre. Da braucht es schon Vertrauen.
Wie läuft die Umstellung auf die neue CI?
Stifter: Mit heutigem Stand erstrahlen schon 12 Partner in neuer CI, bis Ende 2026 ist die gesamte Händlerorganisation in Österreich umgerüstet.
Wie wird die Modellpalette erweitert?
Stifter: Das Konzept Vision O auf der IAA Mobility in München hat weit in die Zukunft gezeigt: Die Studie zeigt auch, wie wichtig das Thema Combi für Škoda ist und bleiben wird.
Außer beim Fabia, wo der Combi eingestellt wurde.
Stifter: Wir haben unsere Stammkunden dennoch gut bedient. Es ist uns oft gelungen, dass sie auf andere Modelle umgestiegen sind, einige auch auf den Octavia Combi. Vor allem für jene, die zuvor einen hochwertigen Fabia Combi gefahren sind, ist durch unser Aktionsprogramm der Preisunterschied zum Octavia nicht mehr so groß.
2026 wird es aber nicht so viele neue Modelle geben, oder?
Stifter: Heuer folgt noch eine Sonderserie vom Elroq RS in Graphitgrau matt. Da sollten wir ein exklusives Kontingent bekommen. Das nächste Jahr steht dann unter dem Motto Kontinuität: Wir werden das Jahr mit dem heutigen jungen Modellprogramm bedienen. Es kann aber sein, dass sich der Bestellstart für 2 neue Elektro-Modelle noch für Ende 2026 ausgeht. Damit meine ich den kleinen Epiq und einen Siebensitzer.
Wird Škoda beim Marktanteil auch auf längere Sicht zweistellig bleiben?
Stifter: 10 Prozent sind unsere Basis, davon gehen wir aus. Wir wollen bei den Marken die Nummer 2 bleiben, bei den Modellen mit dem Octavia die Nummer 1. Im Elektrobereich werden wir weiter zulegen. Unser Händlernetz kann das Volumen gut bewältigen, auch im Service. Damit werden die Kapazitäten voll ausgelastet.