Die Frage, wie es denn um die E-Mobilität im Lande bestellt ist, kennt eine klare Antwort: Je nachdem, wen man fragt. Für die einen ist die Sache mittlerweile klar, der Kurs stimmt, und seit Jahresbeginn wachsen auch die Neuzulassungszahlen markant. Andere sehen die E-Mobilität weiter in einer Flaute, wieder andere verweisen darauf, dass die Dekarbonisierung nur durch Einsatz mehrerer alternativer Technologien überhaupt erreichbar sei: Einige Eiserne beharren weiterhin auf das „Warten auf den Wasserstoff“.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt klar, dass nach einem schwächeren 2024 das laufende Jahr bisher den erwarteten Anstieg der Neuzulassungen bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) bringt, insgesamt etwas über dem Niveau von 2023.

Neuzulassungszahlen: erwarteter Anstieg

Von Jänner bis August wurden 40.768 Stück BEV neu zugelassen, ein doch sattes Plus gegenüber 28.211 Einheiten im Vor-jahreszeitraum. Da die CO2-Flottenziele per 2025 strenger wurden, war ein starker Anstieg allgemein erwartet worden. Dieser ist zwar eingetreten, von der Prognose, dass 25 Prozent Marktanteil erreicht werden (müssen), ist die Realität mit 21,5 % trotzdem noch ein Stück entfernt. Es lässt sich trefflich spekulieren, ob diese „Lücke“ eine Auswirkung davon ist, dass die EU-Kommission zu Jahresbeginn einlenkte und die Hersteller das Ziel nun über drei Jahre verteilt erfüllen können.

Bei den erfolgreichsten E-Autoherstellern sind doch einige Überraschungen zu beobachten: Der frühere Marktdominator Tesla liegt nach acht Monaten des laufenden Jahres nur noch auf Platz drei (9,7 % Marktanteil) der E-Neuzulassungen, auch wenn das Model Y derzeit wieder meistverkauftes Modell ist. Das Herstellerranking führt BMW (11,8 %) vor der Marke Volkswagen (11,1 %) an. An fünfter Stelle rangiert mit BYD (9,2 %) bereits eine der in Österreich noch jungen chinesischen Marken. 

Apropos China: Der Herbst wird noch eine ganze Riege an Neustarts chinesischer Marken – etwa Nio, Xpeng oder Omoda/Jaecoo – in Österreich bringen, welche diese Statistik wohl künftig mit beeinflussen werden (AUTO & Wirtschaft berichtet laufend). Die gute Nachricht für die österreichische Kfz-Branche lautet dabei, dass die neuen Importeure durch die Bank auf bestehende Händlerstandorte setzen wollen, um ihre Produkte in den Markt zu bringen. Zum Beispiel bestätigte Mag. Georg Staudinger, frischgebackener Österreich-Chef von Xpeng, mit Schmidt Premium Cars und Czeczil zwei erste österreichische Händler, während dieses Heft im Entstehen war. Das Engagement der neuen Marken birgt jedenfalls nach wie vor Chancen für bestehende Kfz-Betriebe, die mit einer neuen Marke reüssieren wollen.

Und auch der stark gebeutelten österreichischen (Zuliefer-)Industrie erwächst durch die Chinesen mitunter etwas Rückenwind: Wie bereits feststeht, wird Magna Fahrzeuge von Xpeng endfertigen, und andere Player haben bereits Zulieferverträge für die ungarische BYD-Fertigung ergattert.

Das E-Auto in der (freien) Werkstatt

Waren E-Autos für die Kfz-Werkstätten in den letzten Jahren eher der „Gottseibeiuns“ in der Debatte, weil der Serviceaufwand für die Stromer geringer ist, etablieren sich mehr und mehr auch freie Betriebe als „Leuchttürme“ in der Branche, welche Kompetenz aufbauen und Kunden in Zukunft eine günstige und markenunabhängige Alternative für Service- und Wartungsarbeiten anbieten. 

Ein solcher Leuchtturm-Betrieb, Nordik EV aus Leobersdorf, lud kürzlich zu einem Netzwerktreffen unter dem Titel „Talk & Charge“, bei der Kunden des Betriebs sich Tipps und Infos von E-Mobilitätsexperten in ungezwungenem Rahmen holen konnten. Die beiden Gründer Olivia Wawrzyniak und Christian Zenz wollen, wie sie sagen, eine regelmäßige Plattform für Austausch schaffen. Nordik selbst pflegt Kontakte zu den Batteriereparatur-Experten der EV Clinic, welche Niederlassungen in Zagreb und Berlin betreibt und u. a. Reparaturlösungen für Hochvolt-Akkus entwickelt.

Der Batteriereparatur in der freien Werkstätte droht allerdings regulatorisches Ungemach aus Brüssel,  befürchtet der deutsche Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Wie es in einem Papier heißt, könnte ein delegierter Rechtsakt zum Tausch von Traktionsbatterien in E-Fahrzeugen, der gerade ausgearbeitet wird, den Freien dieses Geschäft in Bausch und Bogen verunmöglichen.

Neues „Hoheitswissen“ rund um Batteriereparatur?

Der Rechtsakt sehe nämlich de facto vor, dass ein Tausch von Batterien (und Modulen) nur noch in vom Hersteller autorisierten Betrieben durchgeführt werden dürfe, so der Verband. Dies stehe in Widerspruch zu mehreren anderen EU-Verordnungen und Richtlinien, welche die Rechte freier Betreibe auch im Umgang mit Hochvolt-Speichern in E-Fahrzeugen bereits absichern. So sichere etwa die „Richtlinie zum Recht auf Reparatur“ den freien Betrieben Zugang zu Ersatzteilen, Diagnosedaten und Software ausdrücklich zu. Auch die „Verordnung über Batterien und Altbatterien“ stärke die Rechte der Freien auch in puncto Energiespeicher.

Der ZDK befürchtet umfassende Auswirkungen auf den Markt und die Kunden, welche im Zweifel auf die deutlich teureren Reparaturen in markengebundenen Betrieben angewiesen seien, und kritisiert auch, dass „Vertragswerkstätten bisher kaum Batterien reparieren, sondern ganze Einheiten austauschen – eine Vorgehensweise, die häufig zu wirtschaftlichen Totalschäden führt“. Insgesamt führe die geplante Regulierung zu neuen Marktbarrieren und gefährde die Wettbewerbsfreiheit, kritisiert der Verband. Die „Pflicht zur ausschließlichen Installation durch OEM-autorisierte Werkstätten“ sei zu streichen.

Gebrauchtwagen: Mühsam nährt sich …

Gern genanntes Sorgenkind im Hochlauf der E-Mobilität ist nach wie vor der Gebrauchtwagenmarkt, wo sich der rasche Fortschritt der Neuwagen-Technik als Hemmschuh erweist. Laut Indicata Marketwatch gab es allerdings in Österreich im Mai 2025 erstmals  mehr batterieelektrische als Diesel-Fahrzeuge im Segment der jungen Gebrauchten. Angesichts des sinkenden Dieselanteils bei den Neuzulassungen sei eine Umkehr dieses Verhältnisses nicht mehr zu erwarten. Für den Handel problematisch ist die Preisentwicklung auf dem heimischen Online-Gebrauchtwagenmarkt: BEV verloren seit Jahresbeginn rund 5 Indexpunkte, während der Gebrauchtwagenmarkt insgesamt wieder stabil sei. „BEV folgen im Preisrückgang dem Trend anderer europäischer Märkte“, heißt es.

Insgesamt ist festzustellen, dass langsam, aber sicher auch am Gebrauchtwagenmarkt der Anteil der elektrifizierten Modelle steigt. Betrachtet man den aktuellen Fahrzeugbestand, in dem BEV etwa 4,6 Prozent ausmachen, dann sieht auch der Anteil von 4,0 Prozent an den Gebrauchtwagenzulassungen nicht mehr ganz so schlecht aus. Rein statistisch ist das gebrauchte E-Auto also sicherlich kein
„Ladenhüter“.