KLART€XT: Herr Hörhan, wie sehen Sie als Harvard-Absolvent und ehemaliger Wallstreet-Banker die derzeitige Situation in den USA?

Gerald Hörhan: Die Sache hat mehrere Facetten. Trump sieht sich als „Dealmaker“, als Verhandler, und will das Handelsbilanzdefizit abbauen. Zölle sind ein heikles Thema, man muss abwarten, wie die Verhandlungen laufen, die nun beginnen. Jetzt ist erstmal Chaos, alle sind schockiert, später wird wieder Klarheit herrschen. Der Zinsstreit zwischen Trump und der Notenbank in den USA könnte sich als für Europa gar nicht so nachteilig auswirken. Der Streit mit Harvard wiederum ist eine ideologische Idiotie, bei der man riskiert, die Kaderschmieden zu zerstören. Auch bei den Deportationen sehe ich eine gefährliche Fehlentwicklung. Amerika schadet sich selbst, und Europa kann eventuell profitieren.

Zurück zum eigentlichen Thema, dem Auto-Geschäft. Sie lassen sich bekanntlich gern mit schnellen Autos sehen. Haben Sie auch eine Verbindung zum Auto-Business?

Hörhan: Ich fahre gern lustige, schnelle Autos, habe aber keine Verbindung. Das Autogeschäft ist heute sehr schwierig, weil es so überreguliert ist. Ich besitze derzeit drei Autos, einen Aston Martin DB9 Cabrio, einen Tesla Model S Plaid und einen Mercedes-Benz SLS mit Flügeltüren. Das sind Autos, die eher im Wert steigen. Autos zu kaufen ist normalerweise einer der schnellsten Wege, Geld zu verbrennen, das versuche ich zu vermeiden.

Was macht das Kfz-Geschäft so schwierig?

Hörhan: Vor allem der Autohandel wirft zu wenig ab, beim Reparaturgeschäft muss man genauer hinschauen. Ich könnte mir denken, dass es sich lohnt, mit Oldtimern zu arbeiten. Es ist heutzutage sicherlich leichter, zum Beispiel mit einer IT-Firma Geld zu verdienen. Für mich gibt es einige Branchen, in denen ich mich nicht engagieren würde, da gehört der Kfz-Handel dazu. Interessant sind für mich Renditen um die 30 Prozent pro Jahr. Beim Auto weiß man halt auch nicht, wo die Technologie hingeht – China geht zum E-Auto, die USA eher nicht.

Österreich sei ein Steuerparadies, sagen Sie in Ihren YouTube-Videos. Das höre ich nicht so oft, wie meinen Sie das?

Hörhan: Sagen wir mal so: Für Verbraucher, die sich zum Beispiel Verbrenner-Autos kaufen, ist Österreich sicher kein Steuerparadies. Aus Unternehmersicht sind die Steuern nicht zu hoch, man muss sich allerdings mit dem Steuerrecht auskennen. Man darf eben nicht zu viel verdienen und muss sich als Investor betätigen. Auch als Klein- und Mittelbetrieb darf man nicht den Fehler machen, als Personengesellschaft zu agieren. Man sollte auf jeden Fall eine GmbH gründen und eine Holdingstruktur aufbauen, um Haftungsrisiken zu minimieren. Das ist nicht so teuer und lohnt sich.

Welche Fehler sehen Sie sonst noch bei Österreichs Unternehmern und Privaten, was den Umgang mit Geld betrifft?

Hörhan: Die meisten Selbstständigen schuften, aber legen nichts auf die Seite. Vermögensaufbau ist eine Frage der Zeit, daher muss man früh damit beginnen. Und wenn ich einmal etwas habe, kann ich davon zehren. Im Moment sind Immobilien gerade sehr attraktiv als Investment, allerdings muss man sich auch dabei auskennen. Wenn die Faktoren stimmen, würde ich Unternehmern beispielsweise empfehlen, die Gewerbeflächen zu kaufen, wenn sie einem noch nicht gehören. Bei Privaten geht es in Österreich teilweise zu gemütlich zu: Die viel zitierte Work-Life-Balance ist ein Expressticket in die Armut. Auch beim Wohnen tritt ein Unsinn zutage, nämlich im Eigenheim als Liebkind der Österreicher. Ich sage gern: „Wohne zur Miete und kaufe kleine Wohnungen als Geldanlage“. Gerade bei kleinen Wohnungen ist nämlich die Miet-Rendite interessant.

Liegen diese Fehler an der mangelnden Finanzbildung hierzulande?

Hörhan: Die meisten sind beim Thema Finanzen völlig unbedarft, ich würde die Note ungenügend vergeben. Ein Großteil kennt nicht einmal die Basics, die sich leicht lernen ließen, wenn man nicht zu faul ist. Beispiel Leasing: Viele verstehen nicht, was das Restwertrisiko ist, und können nicht ausrechnen, unter welchen Bedingungen ein Leasing sich lohnt. 

Kommen wir nochmal zurück zur internationalen Perspektive: Europa wird gern die Überregulierung vorgeworfen, sind die USA da tatsächlich besser?

Hörhan: Ja, das stimmt schon. Die Regulierung der Europäischen Union zur Künstlichen Intelligenz ist eigentlich die dümmste Regelung von allen, das ist vorsätzliche Wirtschaftsschädigung, gefolgt vom Lieferkettengesetz. Es wird in Europa vergessen, dass jeder Fortschritt immer auch negative Folgen hat. Aber deswegen kann ich doch nicht den Fortschritt durch unsinnige Regeln verhindern.

Würden Sie einem prädestinierten Nachfolger raten, einen kleinen Gewerbebetrieb zu übernehmen?

Hörhan: Das hängt von vielen Faktoren ab – den Zahlen, aber auch Details wie mögliche Haftungsfälle, bestehende Verträge, Arbeitszeitthemen. Aber die wenigsten kleinen Betriebe funktionieren ohne den Gründer.