Wenn Günther Kerle in Wien weilt, ist der Arbeitstag meist streng durchgetaktet: Eine TV-Aufzeichnung hier, ein Zeitungsinterview dort, dazwischen ein (natürlich meist berufliches) Mittagessen – und dann geht es für den Sprecher des Arbeitskreises der Automobilimporteure auch schon wieder zurück nach Klagenfurt, wo der ehemalige Geschäftsführer von Mazda Austria seit Jahrzehnten lebt. Seit 10 Jahren geht das so, denn 2015 wurde Kerle zum Sprecher gewählt.

Unterstützung bei seiner Tätigkeit erhält Günther Kerle von einem Mann, der noch viel länger für die Industriellenvereinigung (IV) tätig ist: Dr. Christian Pesau. Er ist bestens vernetzt und macht das, was die Branche braucht: Er zieht die Fäden, damit alles perfekt läuft. Meist sind Pesau und Kerle in offizieller Mission unterwegs, doch manchmal laufen die Kontakte auch über inoffizielle Wege: Zumindest bis die ausverhandelten Dinge „in trockenen Tüchern“ sind und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Wenn Kerle oder Pesau nicht gerade Interviews geben, eine Rede halten oder in einer Podiumsdiskussion die Standpunkte der Autobranche vertreten, geht es in den Gesprächen mit Finanz- und Verkehrsministerium meist ums Geld. Gerade die vergangenen Wochen und Monate waren extrem intensiv: Förderungen für Elektroautos, Sachbezugsbefreiung, motorbezogene Versicherungssteuer, der Entfall der Normverbrauchsabgabe bei leichten Nutzfahrzeugen – das waren nur einige der Themen, die den Arbeitskreis der Automobilimporteure in Atem hielten.

In den monatelangen Regierungsverhandlungen galt es, die politischen Parteien – egal welcher Colour – mit Argumenten zu überzeugen. „Wir haben uns schon seit 2016 für Ankaufsförderungen von Elektroautos eingesetzt“, sagt Pesau. Auch wenn diese nun ebenfalls für Privatpersonen ausgelaufen sind, war wichtig, dass wenigstens die Sachbezugsbefreiung und die Vorsteuerabzugsfähigkeit bei E-Autos geblieben sind. Viele Themen gibt es nun um das NoVA-Aus für die leichten Nutzfahrzeuge: „Es gab viele Detailfragen, die in den vergangenen Wochen bei uns eingetroffen sind“, heißt es in der IV – etwa wenn es um Tageszulassungen und Vorführfahrzeuge geht.

Ganz glücklich ist Günther Kerle mit diesem Thema nicht: „Jeder Eingriff von außen ist eigentlich negativ, weil er zu Umschichtungen führt: Das war bei der Einführung der NoVA so, wo es anfangs den Boom bei den Nutzfahrzeugen gab und wir dann lange Zeit fast gar nichts mehr verkauft haben, was sich auch auf die Erträge ausgewirkt hat. Und jetzt steht die Partie, weil die Autos zwar gekauft, aber nicht von den Kunden übernommen werden.“ Dabei betrifft die Änderung laut Kerle „nur zwei Absätze im Gesetz: Da muss man nicht 6 Monate warten.“ Pesau und Kerle hoffen, dass es bei den Elektroautos möglichst rasch wieder eine finanzielle Unterstützung bei der Errichtung von Ladeinfrastruktur gibt: „Dieses Thema ist noch immer ein Hemmschuh für jene, die weder zu Hause noch in der Firma laden können.“ Die Urangst aller E-Auto-Fahrer („Ich komme nicht mehr nach Hause“) sollte möglichst rasch endgültig Vergangenheit sein.

Und was sagt man in der IV zu den Erträgen in den Autohäusern? „Das Wichtigste ist noch immer eine funktionierende Werkstätte. Das hat sich in den vergangenen Jahren nicht geändert.“ Entscheidend sei auch, dass die Autofahrer möglichst lange in die Markenwerkstätten kommen: „Loyalität ist der Grundstock für das Geschäft.“ Denn die Erträge im Autohandel seien schon lange nicht mehr ausreichend zum Überleben.

Stolz ist man im Arbeitskreis, dass man mittlerweile 40 Automarken vertritt: „Alle, die am Markt sind“ vertrauen auf die Expertise von Pesau und Kerle – sowohl bei Pkws als auch bei Lkws. Übrigens: Die Führungsspitze im Arbeitskreis der Automobilimporteure wird auch noch in den nächsten Jahren unverändert bleiben. Denn die aktuelle Funktionsperiode läuft noch bis Anfang 2027.