Zwei Jahre und zwei Monate ist Mag. Markus Wildeis nun Chef aller Stellantis-Marken in Österreich: Und das Tempo, das der erfahrene Manager vorgelegt hat, ist beachtlich – vor allem wenn man bedenkt, dass das im September 2023 eingeführte (von der Zentrale vorgegebene) New Retailer Model vor allem zum Start mehr als nur Kinderkrankheiten aufwies. Doch die Zulassungszahlen der vergangenen Monate zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend. Und daher sagte Wildeis auch gleich zu Beginn seiner Präsentation: „Es gibt nur eine Richtung, nämlich vorwärts. Und vorwärts bedeutet auch aufwärts.“

Die Zahlen sprechen für sich: Quer über alle Stellantis-Marken gab es heuer zwischen Jänner und Mai bei den Pkws ein Plus von 7,6 Prozent auf 9,6 Prozent beim Marktanteil. Bei den leichten Nutzfahrzeugen (Citroën, Fiat Professional, Opel und Peugeot addiert und inklusive der Umbauten) stieg der Marktanteil in den ersten 5 Monaten im Jahresvergleich sogar um 13,1 Prozentpunkte von 17,6 auf 30,7 Prozent. Insgesamt ergibt das für Stellantis ein Plus von 2,6 Prozentpunkten von 8,9 auf 11,5 Prozent. „Im Mai haben wir sogar an den 13 Prozent gekratzt“, sagt Wildeis. „Aber unsere Ambition ist noch größer, weil es die Produktpalette hergibt.“

„Mit der richtigen Pace nach vorn“

Stellantis sei mit seinen vielen Marken sicher nicht einfach zu führen, meinte Wildeis: „Es besteht die Gefahr, dass man sich zwischen den vielen Marken verliert. Doch wenn das Stellantis-Orchester gut eingestellt ist, dann sind wir viel resilienter als andere, weil wir der stärkste, unschlagbarste Autokonzern der Welt sind.“ Man sei vielleicht in der Vergangenheit etwas zu schnell gewesen, was die Transformation in Richtung Elektromobilität betreffe, gestand Wildeis: „Doch nun gehen wir in dieser sehr komplexen Phase mit der richtigen Pace nach vorn. Aber nicht zu schnell, um unsere Heritage, unsere Kunden und Partner nicht zu verlieren.“ 

Stellantis sei der Schirm, der sich über alle Marken spanne: „Keine Marke gleicht der anderen, alle haben ihre eigene DNA.“ Man wolle auch keine Vermischung der Marken, so Wildeis: „Dass wir hier alle Marken gemeinsam präsentieren, ist eine Ausnahme, um die Kraft von Stellantis zu zeigen.“

Auch wenn die Transformation in Richtung Elektromobilität länger dauere als geplant und man in den kommenden 24 bis 36 Monaten massive Verschiebungen auf dem Markt sehen werde, ist Wildeis zuversichtlich: „Wir haben mit unserer Doppelgleisigkeit ein sehr gutes Setting und dank der Multi-Energy-Plattformen einen zeitlichen und strategischen Wettbewerbsvorteil.“ Es gebe 36 vollelektrische Pkws und 12 leichte Nutzfahrzeuge. „Ein Elektroauto unter 20.000 Euro haben wir schon heute und nicht erst in zwei Jahren. Außerdem sind unsere Produkte Made in Europe und haben dadurch einen echten Mehrwert.“ Momentan bringe Stellantis 2 neue Modelle pro Monat auf den Markt.

Alle Markendirektoren waren vor Ort

Danach kamen die einzelnen Markenleiter zu Wort: Laut Gregory Hardouin, Markendirektor für Alfa Romeo, hat der neue Junior für ein Plus von 32 Prozent bei den Neuzulassungen gesorgt: „Beim Marktanteil haben wir um 0,1 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent zugelegt. Das ist der zweitbeste Marktanteil hinter Italien.“ Bei DS Automobiles will Hardouin die Zahl der Servicepunkte bis Jahresende von 15 auf 20 erweitern und er setzt große Hoffnungen in den DS No 4, der den DS4 ersetzen soll. 

Stephanie Haider, Markenleiterin von Citroën, freut sich über die jüngste Palette aller Zeiten (mehr dazu im großen Interview in dieser Ausgabe). 

Für Jeep erwartet Markendirektor Bernd Pfaller durch den neuen Compass ab Herbst deutliche Steigerungen: Pfaller ist auch für Peugeot zuständig, wo die Pkw-Neuzulassungen in den ersten 5 Monaten um 39 Prozent auf 4.230 Stück stiegen. Das bedeute einen Marktanteil von 3,3 Prozent bzw. ein Wachstum von 0,8 Prozentpunkten.

Durch die Rückkehr des 500 mit Verbrennungsmotor ab dem 4. Quartal will Fiat verlorenes Terrain zurückerobern; Markendirektor Christian Bley freut sich auch über das große Interesse für den Grande Panda und sieht den kleinen -Topolino als wichtige Ergänzung nach unten.

Die neue E-Auto-Marke Leapmotor erweitert das Netz aktuell um 2 Standorte auf nunmehr 29 Hauptstandorte, 2 weitere Outlets und 3 zusätzliche Werkstätten: Bley will das SUV B10 ab September unter 30.000 Euro anbieten und neue Maßstäbe setzen.

Judith Porstner, Markendirektorin von Opel, freut sich über die Rückkehr der einzigen deutschen Marke im Stellantis-Verbund unter die Top 10: Im Mai habe man einen Marktanteil von 3,7 Prozent erreicht und liege kumuliert bei 3,2 Prozent.

Das Team der Nutzfahrzeuge bietet nach dem Wegfall der NoVA nun auch fixe Werks-Umbaulösungen, die bei Fiat Ducato, Citroën Jumper, Opel Movano und Peugeot Boxer in den Preislisten stehen. Außerdem kommt ein 3-Seiten-Kipper in den Versionen L2EK, L3EK und L3DK. Angeboten wird auch ein Koffer mit Ladebordwand (L4EK) mit 140 oder 180 PS und 810 Kilo Nutzlast.

Einziger Wermutstropfen: Die eigentlich für heuer geplante Rückkehr von Lancia verzögert sich in Österreich. Bevor man also Lancia halbherzig mache, mache man es vorerst lieber gar nicht, so Wildeis.