A&W: Wie sieht die VRÖ-Bilanz für die vergangene Sommerreifen-Saison aus?
Tennant: Die Sommerreifensaison hat früh begonnen und sich lange gezogen, das war ein Vorteil. Die Umrüstquote ist sehr zufriedenstellend. Besonders bei den größeren Rädern macht es einen Unterschied, ob man noch länger auf Winterreifen fährt oder schon auf die größeren Sommerreifen wechselt. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem bisherigen Geschäftsverlauf und blicken positiv auf die kommende Wintersaison, vor allem wegen der hohen Umrüstquote.
Wie würden Sie die aktuelle Situation der Reifenbranche einschätzen?
Tennant: Grundsätzlich ist festzustellen, dass der Reifenspezialist immer stärker anerkannt und mehr genutzt wird. Die Reifenspezialisten genießen zunehmend höheres Ansehen und werden vermehrt nachgefragt. Auch bei Gesprächen mit meinen Kollegen höre ich, dass es einen Zuwachs und eine erhöhte Nachfrage gibt, insbesondere im Depot-Bereich. Wir Reifenhändler arbeiten effizienter, mit höheren Durchlaufzahlen und schnellerer Abwicklung, das wird von den Kunden anerkannt. So braucht es etwa im Bereich Landmaschinen oder Motorräder absolute Spezialisten. Hier haben wir Vertrauen aufgebaut. Nicht zuletzt sind die Reifenspezialisten auch preislich attraktiv. Als Gründe für die positive Entwicklung sind Themen wie RDKS, Hochvolttechnologien oder größere Reifen zu sehen, die wir unter anderem durch VRÖ-Schulungen im Griff haben.
Was sind aktuelle Herausforderungen?
Tennant: Das Personalthema bleibt eine der größten Herausforderungen – das gilt für das Autohaus genauso wie für den Reifenspezialisten. Dabei versuchen wir, den Beruf attraktiver zu gestalten, es fehlt jedoch an qualifiziertem Personal. Die Margen bei Reifen sind nach wie vor angespannt. Daher sind Erlöse aus Dienstleistungen besonders wichtig. Der Reifenwechsel ist komplexer und teurer geworden – das muss sich auch in der Kalkulation widerspiegeln.
Welche Themen kommen auf die Branche zu?
Tennant: Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) werden eine wichtige Rolle spielen und können etwa zukünftig in Stoßzeiten helfen, Personal freizuspielen. So melden sich zur Saison die Depot-Kunden meist per Telefon, aber auch über E-Mail, SMS oder WhatsApp. Eine KI könnte Termine vorschlagen und über den Zustand der Reifen Auskunft geben, die in der Datenbank gespeichert sind. Auch die Terminvergabe und Bestätigung könnte KI übernehmen – das wird bald notwendig und möglich sein. Im Bereich der maschinellen Abläufe, etwa bei vollautomatischen Montagesystemen, sind wir aber noch weit entfernt. Diese Geräte sind derzeit noch nicht leistbar.