Der Ersatzbedarf an Autoreifen teilt sich in zwei Bereiche: Einerseits in den großteils planbaren Ersatz von abgefahrenen Reifen und den kurzfristigen Ersatz oder die Reparatur bei plötzlich auftretenden Reifenschäden. „Wenn spontan Hilfe benötigt wird, ist der flexible Reifenfachhändler gefragt“, betont Wilfried Fleischmann vom gleichnamigen Reifenhandels- und -servicebetrieb in Klosterneuburg. Für ihn ist der stationäre Fachhändler im Vorteil, der über ein gut bestücktes Lager mit möglichst vielen unterschiedlichen Dimensionen, darunter auch Nischenprodukte, verfügt. „Falls ein Fahrzeug spontan liegenbleibt, dann ist ein Reifenhändler gefragt, der rasch Abhilfe leisten kann – entweder durch eine Notreparatur, den sofortigen Austausch oder bei Depotkunden den kurzfristigen Austausch auf den zweiten Reifensatz.“ Ein weiterer, nicht unwichtiger Vorteil: „Der niedergelassene Reifenhandel kann bei Reifen und Dienstleistungen oftmals moderatere Preise anbieten als das Autohaus“, so Fleischmann.

Egal ob Autohaus oder Reifenspezialist: Für ein erfolgreiches Geschäfts sind mehr denn je die richtigen Prozesse erforderlich. So betont auch der erfahrene Reifenhändler Fleischmann die Wichtigkeit durchgängiger Abläufe. Bei ihm werden aufgrund des starken saisonalen Andrangs im Frühjahr und Herbst  die Depotreifen zunächst einmal eingelagert. Erst in der ruhigeren Zeit werden die Reifen kurzfristig ausgelagert, gereinigt, kontrolliert und gewuchtet und gegebenenfalls mit dem Kunden Kontakt aufgenommen, wenn Ersatzbedarf gegeben ist. Beim Reifenwechsel selbst wird sehr wohl eine Schnellbeurteilung vorgenommen und auch der Reifenzustand elektronisch in die Lagerkartei aufgenommen. Die genaue visuelle Kontrolle erfolgt dann in der Zwischensaison.

Größere Räder als Herausforderung

Der Trend zu größeren Reifendimensionen fordert die Reifenfachbetriebe heraus. „Die Räder werden immer größer, dadurch müssen wir unser Lager kontinuierlich ausbauen“, erklärt Jörg Rochla, Verkäufer bei Reifen Bauer in Langenlois. Viele Kunden steigen etwa von 16- auf 19-Zoll-Reifen um, aus diesem Grund wird das Lager stetig erweitert. „Derzeit können wir knapp über 1.000 Garnituren einlagern, mit zwei Hebebühnen und vier Mechanikern lässt sich dieses Volumen noch bewältigen.“ Ab 1.200 bzw. 1.300 Garnituren würde man bei Reifen Bauer eine dritte Hebebühne benötigen. „Wir haben uns auf schnelle Verfügbarkeit spezialisiert“, betont Rochla. Im Gegensatz zu anderen Betrieben wird beim saisonalen Umstecken der Reifen sofort überprüft, der Zustand dokumentiert und dann deponiert. „Dann weiß man auch, welche Reifen man für die nächste Saison bevorraten muss.“ Aktuell erfolgt bei Reifen Bauer die Zustandskontrolle noch visuell, der Einsatz digitaler Möglichkeit wird gerade intensiv geprüft. Wie in anderen Firmen auch, nutzt Reifen Bauer die Zwischensaison für Reifenreparaturen. Daneben sorgt die durch Landwirtschaft und Weinbau geprägte Region rund um Langenlois für zusätzliche Kundenschichten. Auch Motorradreifen und die damit verbundene Kompetenz rund um den Ein- und Ausbau der Räder wird immer wichtiger.

Digitale Reifenzustandsermittlung 

Das Thema Reifen ist längst auch für das Autohaus ein unverzichtbarer Bestandteil des Geschäfts geworden – und vor allem ein wichtiges Instrument für den Kundenkontakt. Im Autohaus Göndle in St. Pölten hat man vor Jahren mit dem Bau eines Reifenhotels auf die gestiegene Bedeutung dieses Geschäftszweiges reagiert. Es bietet Platz für 2.500 Garnituren, aktuell sind knapp 2.000 Garnituren untergebracht. Auf Prozessseite geht Göndle einen besonderen Weg. Die Kompletträder werden gestapelt auf Paletten im (Hoch-)Regal gelagert, in weiterer Folge werden dann die Paletten nur mehr mit Stapler und Hubwagen direkt bis zum Fahrzeug manövriert. Seit 3 Jahren kommt beim Autohaus eine Scanner-Lösung zum Einsatz, die den Zustand jedes Reifens genau ermittelt. „Früher war ein Mitarbeiter für zwei bis drei Wochen nach jeder Umstecksaison damit beschäftigt, im Lager den Zustand der Reifen zu ermitteln und zu dokumentieren. Das gehört nun der Vergangenheit an“, erklärt Geschäftsführer Lukas Göndle. Der Scanner ist an der Wand montiert, die Reifen bleiben auf der Palette gestapelt, werden Stück für Stück digital beäugt, analysiert und der Zustand penibel dokumentiert. Ist ein Ersatzbedarf notwendig, wird der Kunde kontaktiert und eine entsprechende Bevorratung für die nächste Umstecksaison kann in Gang gesetzt werden.