A&W: Wie hat sich Innotec Österreich entwickelt?

 

Martin Obermayr: Mein Vater Hubert Obermayr war 15 Jahre bei einem Mitbewerber beschäftigt und wollte für seine Kunden ein kleineres, hoch qualitatives Programm. Zeitgleich hat 980 Kilometer von hier die Firma Innotec in Belgien nationale Vertriebslösungen gesucht. Das war vor mittlerweile 39 Jahren und die Kooperation ist unverändert eng und basiert sowohl auf gemeinsamen Strategien als auch auf intensiver, gemeinsamer Produktforschung und -Entwicklung. Heute beschäftigen wir alleine in Österreich 115 Mitarbeiter und bieten rund 500 bis 600 Artikel an. Das ist bewusst überschaubar – sowohl intern für unsere Mitarbeiter und unsere sehr tiefgreifenden Produkt- und Anwendungsexpertisen, wie auch für die Wahrnehmung im Markt.

 

Wie lange sind Sie selbst im Unternehmen?  

 

Obermayr: Ich bin vor 25 Jahren eingestiegen, komme ursprünglich aus dem Bereich IT, Marketing, Controlling. Über die Jahre hinweg wandelte sich mein Hauptaugenmerk klar in Richtung Vertrieb, Strategie und Unternehmensführung.

 

Innotec Österreich ist ein Familienunternehmen, wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?

 

Obermayr: Ein motivierter und respektvoller Umgang im Team sowie mit allen Partnern und Kunden bildet das Herzstück unserer gelebten Kultur, für die wir seit Jahrzehnten bekannt sind. Damit begeistern wir nicht nur unsere Geschäftspartner, sondern unterstreichen unsere einzigartige Produktqualität und Anwendungsexpertise. Diese Kultur ermöglicht es uns auch, gemeinsam schnelle Entscheidungen zu treffen, ein agiles Leadership zu leben und gemeinsam innovative Produkte, Lösungen und Prozesse zu etablieren. 

 

In welchen Branchen ist Innotec aktiv?

 

Obermayr: Wir kommen ursprünglich aus dem Bereich Automotive, anfangs mit klassischen Produkten wie Schmierprodukten, Kleber oder Rostlöser. Heute betreuen wir alles, was Räder hat, inklusive dem Schienenverkehr. Die Industrie ist nach und nach zum zweiten, sehr starken Standbein geworden, teilweise mit überschneidenden Produkten. 

Anfangs waren wir im automotiven Bereich für Polituren bekannt, haben uns daraufhin über die Jahrzehnte im Bereich Klebstoff eine unerreicht hohe Expertise erarbeitet und haben den Unterbodenschutz-Markt revolutioniert. Seit 2019 sind wir auch im Bereich Scheibe stark aufgestellt: von der Steinschlag-Reparatur über den Windschutzscheiben-Kleber bis zum Werkzeug zum Heraustrennen der Scheibe. 

Dabei sind wir permanent und intensiv mit Belgien vernetzt: Marktrecherche und Konzeption neuer Produkte erfolgte durch uns, Entwicklung und Produktion in Belgien. Darüber hinaus haben wir mit INTOOL eine eigene Marke entwickelt, die es uns ermöglicht, innerhalb unseres starken Netzwerkes weitere innovative Lösungen, wie aktuell unser #nextgen Bindemittel, zu entwickeln.

 

Wie wird aus Ihrer Sicht Innotec am Markt gesehen?

 

Obermayr: Unsere Marke steht für absolute Qualität. Der Wunsch, Innotec in der Werkstätte zu verwenden, geht meistens von den Mitarbeitern in den Betrieben aus, die mit unseren Produkten arbeiten möchten. Woran wir arbeiten ist die Identifikation der Marke sowie eine gewisse „freshness“, wir wollen die Marke frischer erscheinen lassen. Und wir haben die Kundenbetreuung stark verändert. Die Vielschichtigkeit der Kunden, vor allem in der Entscheidungs-Hierarchie, ist eine neue Betrachtung, die es zu Zeiten meines Vaters in dieser Ausprägung noch nicht gegeben hat. Dafür braucht es natürlich auch das richtige Team: Mir ist es sehr wichtig perfekt ausgebildete, motivierte Mitarbeiter am Markt zu haben. Unsere Marke bietet dafür den perfekten Background einer stabilen, hoch angesehenen Marke.

Jörg Reitmaier: Außerdem ist uns Austausch in der Branche wichtig, wir wollen präsent sein, authentisch sein, zeigen, was dahintersteckt. Hier haben wir zuletzt, etwa mit manchen Landesinnungen, aber auch durch Präsenz bei Veranstaltungen, wichtige Schritte erzielt.

 

Wie würden Sie die Produktvorteile definieren?

 

Wolfgang Schmid: Wir definieren dafür drei Säulen: die Leistbarkeit für das Unternehmen, Einfachheit in der Anwendung, die angesichts des Fachkräftemangels besonders wichtig ist, sowie natürlich höchste Qualität. 

 

Obermayr: Ein Beispiel dafür ist Structure Seal, ein Produkt zur einfachen und effizienten Nahtabdichtung, welches alle diese drei Anforderungen erfüllt. Hier haben wir einen Effizienzgewinn von bis zu 60 Prozent gegenüber Mitbewerber-Produkten erzielen können, indem wir eine vermeintliche „Standardtätigkeit“ der Werkstätten analysieren und – teilweise deutlich – verbessern konnten.

Innotec-Produkte haben einen sehr guten Ruf hinsichtlich der Qualität, dafür sind wir bekannt und dafür werden wir auch stark wahrgenommen. Aber Innotec hat auch einen eigenen Ruf beim Preis, das schwingt häufig mit. Die Herausforderung dabei ist, nicht nur das Produkt, sondern auch den Preis zu erklären. Eine solch enorme Arbeitszeit-Ersparnis zu argumentieren und zu demonstrieren bildet den Kern unserer begeisternden Arbeit im Vertriebsaußendienst. Zudem muss man hier mit dem Unternehmer beziehungsweise dem Einkäufer kommunizieren. Die Anwender sind in der Regel ohnehin immer überzeugt.

 

Kann man die Vorteile pauschal zusammenfassen?

 

Obermayr: Es geht, wie erwähnt, sehr stark um Arbeitszeitersparnis, einfache Handhabung, aber auch um die Haltbarkeit der Anwendung, denn das bedeutet ebenfalls Qualität und Kundenzufriedenheit. Darüber hinaus geht es auch um effiziente Nutzung der Produkte, um effiziente Entleerung der Gebinde und um sichere Anwendung durch nicht gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe – ein Thema, das für viele Betriebe immer mehr in den Vordergrund rückt.

 

Sie haben die Rolle des Außendienstes angesprochen. Wie dürfen wir uns das vorstellen?

 

Reitmaier: Unsere Außendienst-Mitarbeiter sind keine reinen Verkäufer, sondern Experten, die ihr Wissen weitergeben. Sie schulen direkt in den Betrieben und sorgen so dafür, dass Anwender schneller und effizienter arbeiten können. Das stärkt die Kundenpartnerschaft und fördert den Erfahrungsaustausch in der Branche.

 

Wie dürfen wir uns die Produktentwicklung vorstellen?

 

Obermayr: Die Produktentwicklung erfolgt durch Marktnähe und Kundenmeldungen. Wir nehmen Anregungen, Ideen oder Anwendungsprobleme aus den Werkstätten auf und entwickeln Antworten und Lösungen. So wurden etwa über 100.000 Rückmeldungen analysiert und daraus unsere Systeme wie der Windschutzscheiben-Kleber oder INTOOL entwickelt. Alles läuft Hand in Hand: lokale Marktrecherche, Konzept in Belgien, Detailentwicklung in Österreich.

 

Wie wichtig sind die erwähnte Nachhaltigkeit und Gesundheitsthemen für Innotec?

 

Obermayr: Extrem wichtig. So haben wir schon früh Teflon-freie Produkte entwickelt und sind jetzt damit ready. Wir haben die EU-Chemikalienverordnung Reach sehr konsequent umgesetzt. Das gilt nun auch für die kommende PFAS-Verordnung. Bei der Verwendung unserer Produkte müssen Mitarbeiter nicht über Inhaltsstoffe laut Reach-Verordnung geschult werden, weil sie gar nicht enthalten sind. Damit erleichtern wir die Arbeit und die Dokumentation für unsere Kunden massiv. Unser Credo ist: Chemie muss nicht gefährlich und umweltschädlich sein –, wir reduzieren Lösungsmittel und Giftstoffe, um Arbeitsplätze sicherer zu machen und Mitarbeiter gesund zu halten.

 

Wird das Thema am Markt schon angenommen?

 

Schmid: Das Bewusstsein sowie die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten steigt extrem stark. Unsere Kunden wollen sicher arbeiten und legen heute mehr Wert auf Qualität als auf den günstigsten Preis. Wir unterstützen sie dabei, indem wir Lösungen anbieten, die Zeit sparen und zugleich umweltverträglich sind. Über das AUVA-Tool, wo unsere Produkte hinterlegt sind, erleichtern wir den Betrieben die Erstellung des Gefahren-Stoff-Verzeichnisses.

 

Wie gehen Sie in diesem Zusammenhang mit den regulatorischen Anforderungen um?

 

Reitmaier: Wir arbeiten eng mit AUVA, Wirtschaftskammer und Chemikern zusammen, holen uns Multiplikatoren und Netzwerkpartner. Unsere Mitarbeiter werden kontinuierlich geschult – etwa zu GHS-Kennzeichnungen und neuen Verordnungen. So sind wir und unsere Kunden immer up to date.

 

Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung in der Branche?

 

Obermayr: Die aktuelle Entwicklung kommt unserer Philosophie entgegen, es kommen mehr Autos in die Werkstätte und werden instandgesetzt. Im Hinblick auf die Veränderungen beim Antrieb bieten wir Lösungen, egal über welchen Antrieb das Fahrzeug verfügt: Scheibentausch- und Reparatur, Karosserie- und Lack-Reparatur, Kunststoff-Reparatur, Aufbereitung und entsprechenden Werterhalt beziehungsweise Wertsteigerung.

 

Schmid: „Reparieren statt Erneuern“ ist ein Megatrend. Es gibt mehr ältere Fahrzeuge in den Werkstätten, die Werterhaltung wird wichtiger. Wir bieten Produkte, die leichter, schneller und besser zu handhaben sind und so den Werkstätten echte Mehrwerte liefern.

 

Abschließend noch eine zusammenfassende Frage: Wofür steht Innotec?

 

Obermayr: Neben den erwähnten Produkt-Vorteilen steht Innotec für perfekte Beratung und Innovation. Wir erkennen Probleme und entwickeln Lösungen, dabei denken wir immer einen Schritt weiter. Wir verfügen über ein flächendeckendes Konzept und verfolgen diese Strategie seit fast 39 Jahren. Wir sind Techniker und kennen uns mit dem Produkt aus. Unser Vorsprung entsteht durch konsequente Weiterentwicklung unserer Produkte und einen intensiven Austausch mit den Kunden.

 

Reitmaier: Wir entwickeln nicht nur Produkte, wir schaffen Konzepte. Unser Ziel ist es, Reparaturprozesse zu optimieren, Werkstätten zukunftssicher zu machen und dabei Gesundheit sowie Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt zu stellen.