AUTO-Information: Bei Opel Pkw ist im 1. Halbjahr der Marktanteil von 1,98 Prozent im Vorjahr auf 2,81 Prozent gestiegen, bei den leichten Nutzfahrzeugen gab es ein Plus von 55 Prozent. Wo sehen Sie die Hauptgründe für diesen Erfolg?
Mag. Judith Porstner: Es gibt mehrere Gründe: Es liegt vor allem an den neuen Modellen, mit denen wir die Verkäufe steigern konnten. Und wir müssen sie weiter steigern. Denn wir haben im Bestand einen Marktanteil von fast 5 Prozent. In den vergangenen Jahren haben wir durch die Umstellungen auf das New Retailer Modell bei den Neuzulassungen zuerst an Boden verloren, aber jetzt wollen wir zeigen, was wir können. Die Affinität der Kunden zu Opel ist am österreichischen Markt da. Fast jeder Österreicher hat eine Opel-Vergangenheit.
Die vergangenen Jahre waren jedenfalls nicht einfach für Importeur, Verkaufspartner und Kunden …
Porstner: Es war sicher nicht leicht, doch entscheidend waren die Perspektiven innerhalb des großen Konzerns. Wichtig war, dass Opel seine eigene Identität ausbauen konnte. Die Autos werden in Rüsselsheim entwickelt und einige auch in Deutschland gebaut. Aber natürlich mussten wir uns alle neu orientieren: Doch wir setzen nun auch sehr stark auf Kontinuität beim Personal. Bevor ich vor genau einem Jahr nach langer Zeit bei einem anderen Importeur zu Opel zurückgekehrt bin, war ich ja schon 2 Jahre bei Opel. Das war eine prägende Zeit zu Beginn meiner Karriere. Man darf natürlich nicht vergessen, dass wir ein gutes Partnernetzwerk haben, das 2023 ins New Retailer Modell gewechselt ist, wobei es nur wenige Veränderungen gegeben hat. Aber das ist jetzt schon 2 Jahre her. Wir haben ja nicht nur viele alteingesessene Partner, sondern auch neue. Sie haben erkannt, welches Zusatzpotenzial Opel bietet.
Gibt es noch offene Stellen im Netz?
Porstner: Wir erhalten immer wieder Anfragen von Händlern, die meinen, dass Opel die interessanteste Marke im Stellantis-Konzern ist. Und diese Anfragen kommen auch von außerhalb des Stellantis Händlernetzwerks. Doch wir suchen nicht aktiv, weil wir schon durch unsere Historie eine sehr gute Abdeckung haben. Als jüngster neuer Partner ist im Frühjahr das Autohaus Gredinger in Gols dazugekommen.
Kommen wir zurück zu den Gründen für das deutliche Plus bei den Neuzulassungen. Welche Modelle sind dafür am stärksten verantwortlich?
Porstner: Es sind die neuen Modelle, die wir lanciert haben beziehungsweise noch immer lancieren: Der Grandland, der Anfang 2025 gekommen ist, ist jenes Auto, für das andere Hersteller mehrere Modelle im Programm haben. Das Auto ist so flexibel, dass man viele Kunden abholen kann, es hat Elektroantrieb oder Verbrennungsmotor – und der Plug-in-Hybrid folgt im September. Außerdem bringen wir das Auto noch mit der 97-kWh-Batterie, die bis zu 694 Kilometer Reichweite laut WLTP hat, sowie eine Version mit 4x4-Antrieb. Der Grandland ist unser Flaggschiff mit sehr guter Nachfrage, vor allem bei den Elektro-Versionen, die einen Anteil von rund 30 Prozent haben. Und mit dem neuen Frontera haben wir wirklich ins Schwarze getroffen, denn dieses Fahrzeug erreicht viele unterschiedliche Kunden von Autos, die es mittlerweile nicht mehr gibt – etwa vom Meriva oder vom Crossland. Das müssen wir als Importeur bekannt machen, aber auch die Retailer. Außerdem sind wir noch lange nicht am Ende: Im Oktober kommt die Version Extended Range mit mehr als 400 Kilometer Reichweite laut WLTP.
Die Vorführfahrzeuge werden im neuen System von Stellantis gestellt: Wie ist die Verfügbarkeit vor Ort?
Porstner: Die Verfügbarkeit ist sehr gut gegeben. Wichtig ist, dass wir möglichst alle Antriebsarten anbieten, also vom Grandland zum Beispiel den Hybrid, die Elektro-Version mit der 82-kWh-Batterie, später auch den 4x4 und den Plug-in-Hybrid. Die Multi-Energy-Plattformen sind sehr wichtig für uns, die Retailer und die Kunden. Aber es ist vielen Kunden noch nicht bekannt, dass es jeden einzelnen Opel auch mit Elektroantrieb gibt. Das gilt auch für unsere leichten Nutzfahrzeuge: Es gibt alle elektrisch oder als Verbrenner.
Wie laufen die anderen Modelle?
Porstner: Wir haben auch den Mokka neu belebt. Obwohl wir keine große Kampagne gemacht haben, finden wir sehr viel Zuspruch. Der Mokka ist zwar im gleichen Segment wie der Frontera, doch anders positioniert. B-SUVs sind noch immer ein wachsendes Segment. Am stärksten verkauft sich aber immer noch der Corsa. Wir erwarten, dass im Jahr 2026 der Frontera mit dem Corsa gleichauf liegen wird. Beim Astra startet im Herbst die Produktion des Plug-in-Hybrids der zweiten Generation, der fast 100 Kilometer Reichweite bietet.
Wie hoch ist der Anteil der Elektroautos an allen Verkäufen?
Porstner: Quer über alle Modelle, also Pkws und leichte Nutzfahrzeuge, sind es 18 Prozent. Hier haben wir gegenüber 2024 eine große Steigerung, wobei eine weitere Zunahme zu erwarten ist, etwa wenn beim Grandland die anderen Versionen kommen. Doch am Ende ist es natürlich der Kunde, der entscheidet.
Sie haben vorhin schon erwähnt, dass die Motivation im Partnernetz gestiegen ist: Was sind die Gründe dafür?
Porstner: Wir als Mannschaft stehen hinter den Produkten und der Marke, und wir tragen das auch nach außen. Wenn intern eine gute Stimmung herrscht, spüren es auch die Partner. Das merkt man auch bei -anderen Marken als Opel.
Wo sehen Sie das Potenzial von Opel in den kommenden Jahren?
Porstner: Wie bereits erwähnt ist unser Marktanteil beim Bestand bei knapp 5 Prozent: Die Neuzulassungen waren heuer insgesamt schon bei 3,1 Prozent, wobei wir 2024 zu diesem Zeitpunkt nur bei 2,1 Prozent lagen. Wir haben schon 1 Prozentpunkt aufgeholt und wollen uns weiter dem Bestand annähern, was mit den neuen Produkten gelingen sollte. Die turbulenten Jahre sind vorbei: Jetzt kommen Jahre, auf die man sich freuen kann!
Auch beim New Retailer Modell, bei dem es anfangs große Schwierigkeiten gab, scheint man mittlerweile auf gutem Weg zu sein …?
Porstner: Wir sind am 4. September 2023 gestartet. Dann gab es rund 6 bis 8 Monate Konsolidierung mit niedrigen Marktanteilen, ehe auch die neuen Modelle kamen. Nun funktioniert es. Auch die Retailer haben für die Umstellung einige Zeit gebraucht, was nachvollziehbar ist. Wir arbeiten jetzt an Lösungen, wie man die Drehung der Vorführfahrzeuge besser machen kann. Sehr erfreulich ist, dass die Beziehung zur Stellantis Retailer Association Austria sehr konstruktiv ist. Hier sind von jeder Marke Vertreter, mit denen wir in gutem Austausch sind und mit denen wir gewisse Dinge besprechen können. Wichtig ist, dass ich versuche, die Marke Opel wieder in den Vordergrund zu stellen, damit sie wieder mehr gehört wird. Das müssen wir alle.