Wie wir im Artikel „Das neue schwarze Gold“ auf Seite 88 dieser Ausgabe intensiv beleuchten, ist der Reifen ein ganz wesentlicher Faktor für Kundenbindung und Kundenfrequenz. Ein Problem – und gleichzeitig ein Vorteil – ist dabei die (ständig wachsende) Größe der Reifen und damit verbunden die Schwierigkeit, Reifen richtig einzulagern. Für den Kfz-Betrieb ist das eine Herausforderung, für den Kunden zunehmend unmöglich. Während der Konsument 14- und 15 Zoll-Räder noch schnell in den Kofferraum gepackt und zuhause in Garage oder Kellerabteil gelagert hatte, wurde das mit 17- und 18-Zoll schwierig, mit 19- und 20-Zoll wie etwa bei modernen Elektro-SUVs schlichtweg nicht mehr umsetzbar. Dem Kunden die Einlagerung anzubieten, ist also eine echte und gern angenommene Problemlösung. Dafür braucht es aber entsprechende Infrastruktur im Betrieb.

Die sogenannten „Reifenhotels“, also mehr oder weniger große Lagerhallen, in denen die Reifen teilweise automatisiert, aber auch sehr viel händisch begutachtet und eingelagert werden, erfreuen sich daher immer größerer Beliebtheit. Aus gutem Grund, weiß Unternehmensberater Dieter Kornfehl von K & P Beratung: „Ein Reifenhotel ist wie eine Bank. Dort habe ich meine Erträge gelagert, die mir auf lange Sicht viel Geld einbringen können. Aber es ist auch kein einfaches Unterfangen, so ein Reifenhotel zu betreiben.“ Neben den Genehmigungen und Kosten, die allein die Planung und der Bau solcher Reifenhotels brauchen, ist auch die effiziente Nutzung schwierig“, erklärt Kornfehl. Für eine kurzfristige Ertragssteigerung ist ein Reifenhotel – aufgrund der Investition – sicher nicht die richtige Wahl. Auf lange Sicht ist der Experte aber sicher: „Ein Reifenhotel ist wahrscheinlich eines der wenigen Dinge in der Automobilbranche, welches einem zu annähernd 100 Prozent Erträge sichert.“ Und es bringt die Kunden mit Sicherheit zurück in den Betrieb. Denn während der Autofahrer mit den Pneus in seinem Keller bei jedem Wechsel neu entscheidet, wohin er dieses Mal fährt, ist bei eingelagerten Reifen der Weg deutlich stärker vorgezeichnet. Denn die Reifen abzuholen und zu einem anderen Betrieb zu bringen, ist eine große Hürde.

Der Umgang mit den „Gästen“

Der Unterschied zwischen einem Reifenhotel – in Form einer Halle mit modernen Regalen – einerseits und einem Stapeln der Reifen im Keller des Betriebes oder in Containern andererseits ist freilich nicht wissenschaftlich beschrieben. Es geht ausschließlich um die einfache und effiziente Handhabung, Manipulations-Zeit und -Kosten sind entscheidend. Denn Mitarbeiter sind bekanntlich Mangelware, und das gilt ganz besonders für die stressige Reifenwechsel-Zeit. Nur wer hier gute Prozesse sowie einfache und rasche Abwicklung ermöglicht, erreicht auch rasche Durchgänge und notwendige Erträge. Dabei sind die Daten über den exakten Lagerort, Zustand und Profiltiefe, aber auch Fahrprofil- und -leistung des Kunden wichtig. Die Abläufe hingegen sind in den jeweiligen Betrieben individuell zu gestalten: Wer holt und bringt in der Saison die Pneus zur Hebebühne, werden die Reifen noch vor der Einlagerung kontrolliert und gewaschen oder in einer ruhigen Zeit noch einmal geholt, das muss an die Begebenheiten angepasst werden. 
Es geht also nicht nur darum, wie toll das Hotel ist, das man baut, sondern vor allem um den Umgang mit den „Gästen“, also den Reifen.