Es ist ein verregneter Samstag im Süden von Wien: Angenommen, man hätte einen Ferrari, man würde ihn wohl nicht aus der Garage holen an diesem kalten Frühlingstag. Doch diese Frage stellt sich ohnehin nicht für die hier Anwesenden: Gut zwei Dutzend junge Burschen und einige wenige Mädchen sind es, die den Schauraum der Scuderia Gohm in Vösendorf bevölkern.
Die Anspannung ist spürbar, geht es doch für die jungen Leute um die erste Weichenstellung in ihrem beruflichen Leben: Sie wurden in einem ersten Schritt unter 85 Bewerbern ausgewählt, und alle würden gern ab Herbst eine Lehre in diesem Autohaus beginnen. „Es ist bereits das zweite Mal, dass wir diese Veranstaltung durchführen“, erzählt Sebastian Scheibl, Geschäftsführer der Scuderia Gohm. „Voriges Jahr haben wir zwei junge Burschen und ein Mädchen aufgenommen, die sich gut bewähren.“
Er habe selbst „mit 13, 14 Jahren jede Autozeitschrift verschlungen“, derer er habhaft werden konnte, sagt Scheibl in seiner kurzen Ansprache zu Beginn des Castings: „Ferrari ist nicht Autobau, es ist Leidenschaft.“ Die Burschen und Mädchen lauschen aufmerksam, dann geht es zu den einzelnen Stationen. Reifen müssen gewechselt, Spurstangen oder Batteriespannungen geprüft werden – immer in kleinen Gruppen unter Aufsicht eines Werkstattmitarbeiters. „Ich habe mir schon zwei, drei Namen notiert“, sagt dieser später in einer kurzen Pause zu Scheibl. 

99 Ferrari wurden 2024 neu zugelassen

Eine Entscheidung, ob „Ja“ oder „Nein“, soll bis Ende April fallen. Dann werden 10-12 der jungen Leute mit ihren Eltern noch einmal zu einer zweiten Runde eingeladen. 3 von ihnen sollen im September als Lehrling starten: „Langfristiges Ziel ist es, dass sie auch Vergaser einstellen können, weil wir ja auch Fahrzeuge aus den 1960er-Jahren servicieren“, heißt es im Unternehmen. 
Bei der Scuderia Gohm, die vor einigen Jahren das ehemalige Bulla-Gebäude übernommen und komplett umgestaltet hat, ist man nicht nur für Österreich, sondern auch für einige umliegende Länder zuständig. 99 Ferrari wurden in Österreich im Vorjahr neu zugelassen, dazu kommen noch jene, die in die Nachbarländer geliefert werden. Das Unternehmen verkauft aber auch gebrauchte Fahrzeuge. Etwas mehr als 2.100 Ferrari sind in Österreich zugelassen: Die Werkstätte mit 10 Hebebühnen ist zu Beginn der warmen Jahreszeit gut gefüllt. Scheibl: „Wir haben jetzt auch verlängerte Werkstattzeiten und halten immer Kapazitäten frei, damit wir flexibel arbeiten können.“ Bald auch mit 3 neuen Mitarbeitern …