Liest man aufmerksam nicht nur Posts in sozialen Medien, sondern auch die dazugehörigen Kommentare, so kann einem schon einmal der Glaube an die Menschheit abhandenkommen. Neben einer Vielzahl an Fehlinformationen wird im persönlichen Umgang die Wortwahl gerne einmal aggressiv bis untergriffig. Die Lager sind klar definiert: „Diesel-Dieter“ und „Benziner-Bernd“ gegen die „E-Schrott“-Fahrer. Und jede Seite holt weit aus, wenn es darum geht, vom eigenen Dogma so wenig wie möglich abzurücken. Die einen loben Ausfahrten von 1.000 Kilometer oder mehr am Stück, die anderen führen Argumente ins Treffen, warum es doch nicht so schlecht ist, alle paar Hundert Kilometer auch einmal eine Pause einzulegen, die gleich für das Laden des elektrifizierten Untersatzes, die Koffeinzufuhr oder für andere menschliche Bedürfnisse verwendet werden kann.

So gerne die Diskussionen auch hitzig geführt werden, alle Seiten müssen sich folgenden Umstands bewusst sein: Die E-Mobilität wird kommen – egal ob von allen gewollt oder nicht, im Gegenzug müssen E-Autos hinsichtlich Preis (vielfach schon gelöst) und Convenience (wird immer besser) noch optimiert werden. Da gibt es für die Autoindustrie noch genügend Betätigungsfelder, auch wenn die Politik auf dem Weg in die Mobilitätszukunft gerne noch „dazwischen grätscht“. Die in den vergangenen Wochen wieder neu aufgekeimte Diskussion zum angekündigten Verkaufs-Aus für Pkw mit einem CO2-Ausstoß über 0 g/km (so ist das nämlich definiert) ab 2035 hilft allen Seiten nämlich herzlich wenig.

Bis 2035 wird also noch viel gesprochen und geschrieben werden – über Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur, Batterietechnologien, Recyclingfähigkeit, Lebenszyklusanalysen und vieles mehr. Das ist gut und richtig, denn jede Antriebstechnologie hat neben Vor- eben auch Nachteile. Auch erscheint es nicht sinnvoll, mono-technologisch in die Zukunft zu blicken. Es braucht sinnvolle Lösungen für Bestandsflotten und einzelne Anwendungsbereiche, in denen alternative Antriebe (derzeit noch) an ihre Grenzen stoßen.

Über all diese Punkte muss offen und vorurteilsfrei diskutiert werden. Denn es gibt derzeit schon genügend Spaltungstendenzen in der Gesellschaft, die durch das Auto, seinen Antrieb und die Meinung darüber nicht noch befeuert werden sollten.

Der A&W-Verlag bildet ein breites Meinungsspektrum ab. Kommentare müssen nicht der Meinung des Verlages entsprechen.