Die europäischen Verbände der Autohersteller ACEA sowie der Zulieferer CLEPA haben sich in einem offenen Brief mit deutlichen Worten an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt. Unterzeichnet von Ola Källenius, ACEA-Präsident und CEO von Mercedes sowie von Matthias Zink, CLEPA-Präsident und Vostand von Schaeffler AG, beklagen sie ein fehlendes „ganzheitliches und pragmatisches Konzept” für die Transformation der Branche.

Zwar habe die Industrie Milliarden in den Wandel investiert, doch die politischen Rahmenbedingungen hinkten hinterher. Kritisiert werden Abhängigkeiten bei Batterien, unzureichende Ladeinfrastruktur sowie hohe Strompreise und US-Zölle. „Von uns wird verlangt, uns zu transformieren, während uns die Hände auf dem Rücken gebunden sind”, heißt es. Die EU reguliere streng, versäume jedoch, die Voraussetzungen für den Wandel zu schaffen. Nun fordern die Verbände eine industriepolitische Neuausrichtung, die nicht nur auf Idealismus, sondern auf „industriellen und geopolitischen Realitäten” basiert.

Verbände fordern Kurswechsel bei CO2-Vorgaben

Besonders hart gehen ACEA und CLEPA in ihrem offenen Brief mit den aktuellen EU-Klimavorgaben ins Gericht. Die CO₂-Ziele für 2030 und 2035 seien „nicht mehr machbar” und müssten angepasst werden, um Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang zu bringen. Ein rein elektrischer Ansatz greife zu kurz. Gefordert wird eine größere Technologieoffenheit – von Plug-in-Hybriden über Reichweitenverlängerer und effiziente Verbrenner bis hin zu Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen. Zudem verlangen die Verbände langfristige Kaufanreize, steuerliche Vorteile sowie günstigeren Strom, um Elektromobilität für Verbraucher attraktiver zu machen.

Der für September angesetzte Strategiedialog zur Überprüfung der CO₂-Ziele sei die „letzte Gelegenheit”, die Regulierung an Markt- und Geopolitik anzupassen. Andernfalls drohe Europa, eine seiner erfolgreichsten Industrien nachhaltig zu schwächen, so die beiden Verbände.

Hier können Sie den Brief nachlesen: